Naherholung statt Agglolac: Nein zum Landverkauf, nein zum Zonenplan

Am 28. Juni 2020 soll in Nidau und Biel das Projekt Agglolac zur Abstimmung vorgelegt werden. Die Gruppe Zentralparc war von Anfang an in der Öffentlichkeit mit einer klaren Nein-Parole und der Forderung nach einer alternativen Entwicklung des Expo-Geländes präsent.

Formell geht es bei der Abstimmung im Juni um den revidierten Zonenplan (nur Nidau) und den Landverkauf beziehungsweise die Abgabe im Baurecht (Nidau und Biel) an den Immobilienkonzern Mobimo zum Zweck einer Wohnüberbauung. Es handelt sich um staatlich geförderte Immobilienspekulation, die vor allem Mobimo nützt. Die Qualität des öffentlichen Raumes als Erholungszone würde mit dieser Überbauung am Ufer des Bielersees rapide abnehmen. Agglolac würde eine zukunftsgerichtete und soziale Entwicklung des Expo-Geländes, die der ganzen Bevölkerung zu Gute kommt, verunmöglichen. Aus diesen Gründen muss Agglolac an der Urne abgelehnt werden.

Das brachliegende Expo-Gelände liegt mitten in einem in der ganzen Region beliebten Naherholungsgebiet. Die Mehrheit der Grundstücke im Planungsperimeter wurden im Vorfeld der Expo.02 von Biel und Nidau gekauft. Konkret geht es um 35 500 Quadratmeter Landfläche – 120 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche – der Gemeinden Biel und Nidau, die für das Projekt Agglolac an Mobimo teils verkauft, teils im Baurecht abgegeben werden sollen. Der einige Gehminuten vom Bahnhof Biel entfernte Planungsperimeter befindet sich am Bielersee und liegt mehrheitlich im Gemeindegebiet von Nidau. Das meiste Land gehört aber Biel. Was heute zumeist eine Brache ist, könnte als Parkanlage und Zone für Veranstaltungen die Entwicklung des Seeuferbogens in Biel, Nidau und Ipsach als zentral gelegenes Naherholungsgebiet für die ganze Bevölkerung weiter voranzutreiben.

Das Bauprojekt nimmt der Bevölkerung öffentlichen Raum und Lebensqualität weg. Anstelle von Natur und Naherholung soll nun ein weiteres Wohnquartier im mittel- bis hochpreisigen Bereich entstehen, ohne dass in diesen Preissegmenten eigentlicher Bedarf besteht. Zudem wird Agglolac zwangsläufig Nutzungskonflikte zwischen Wohnnutzung und Freizeitnutzung provozieren. Die AnwohnerInnen werden das Seeufer als ihr Privileg betrachten und auf Sonntags- und Nachtruhe bestehen. Schon rein aus Platzgründen werden keine Grossevents mehr stattfinden können. Damit würde es auf dem Strandboden ungemütlich eng werden. Aber da laute Musik entlang des ganzen Seeuferbogens gut hörbar ist, werden auch dort Festivals und Sportveranstaltungen kaum mehr möglich sein. Die Neugestaltung des öffentlichen Raums in der Umgebung von Agglolac würde eine Gentrifizierung des bestehenden öffentlichen Raums zur Folge haben. Die schönen Grafiken der PR-Agentur sollen uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir über Wohnblöcke mit acht bis zwölf Geschossen und ein Hochhaus von 48 Metern abstimmen. Geplant ist auch, das Hundemätteli zu «renaturieren» und so um mehrere Meter zu verkürzen, d.h. die Mauer abzubrechen, die erste Reihe Bäume zu fällen und Freizeitaktivitäten wohl auch stark einzuschränken (kein Grillieren, Musikhören und Baden).

Mit dem Projekt Agglolac würde das Areal zu einem Objekt der Immobilienspekulation. Mobimo, einer der grössten Immobilienkonzerne der Schweiz, würde mit dem Kauf (bzw. Übernahme im Baurecht) des schweizweit kommerziell besten Baulandes stark profitieren. Wie in den Vorverträgen festgehalten, tragen Biel und Nidau das finanzielle Risiko (Erschliessungskosten und soziale Infrastruktur), während Mobimo weitgehend frei ist, über die gekauften und im Baurecht übernommenen Grundstücke zu verfügen. Anders als in den grossen Zentren, funktioniert in Biel und Nidau Gentrifizierung sowieso nur schlecht: Die gewünschten «guten SteuerzahlerInnen» bleiben oft aus. Im Fall von Agglolac könnte das für die Gemeindefinanzen von Nidau fatal enden.

Der seenahe Teil des Expo-Geländes soll unser Meinung nach öffentlich zugänglich bleiben. Für uns wäre es gleichzeitig durchaus in Ordnung, dass Teile des Areals überbaut werden, etwa entlang der Dr. Schneider-Strasse. Wir sind in keiner Weise gegen verdichtetes Bauen. Das Expo-Gelände sollte grundsätzlich als Zone zur Naherholung und Freizeitnutzung für Bielerinnen und Nidauer entwickelt werden. Auf keinen Fall aber soll das Gelände von einem Grosskonzern überbaut werden, der logischerweise nur Immobilienspekulation im Sinn hat.

Wir wollen keinen Design-Park, indem wiederum jegliche Nutzung reglementiert ist. Vielmehr stellen wir uns einen Park vor, bei dem nur wenige Grundelemente von Anfang an fix geplant sind. Sicher sollen viele Bäume gepflanzt werden. Es kann auch eine grössere Fläche so gestaltet werden, dass z.B. ein Zirkus dort seine Zelte aufstellen kann. Unterschiedliche Freizeitnutzungen sowie Eigeninitiativen der Bevölkerung sollen auch ihren Platz haben, z.B. Urban Gardening, ein Kinderspielparadies, das von Kindern, Eltern und Interessengruppen mitgestaltet werden kann. Dementsprechend wird dieser Park auch nicht Abermillionen verschlingen, wie das in Biel sonst bei Platzgestaltungen üblich ist.

Die Gruppe Zentralparc ist eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von Individuen, denen es um ein und dieselbe Sache geht: Agglolac in der vorliegenden Form zu verhindern – immer schon überzeugt, dass ein Abstimmungserfolg nicht nur nötig, sondern auch politisch machbar ist.

Foto: Mobimos Einöde aus Beton. Europaallee, Zürich. Fotografiert von: Andreina Schoeberlein, 2015. Flickr.com. Lizenz: CC BY-NC-ND 2.0