Urbanismus

Neues Leben für das Schlachthof-Areal

Erst vor wenigen Monaten ins Leben gerufen, hat die IG Schlachthof am 29. Mai die Bevölkerung zu einer Infoveranstaltung auf das Areal des ehemaligen Bieler Schlachthofs eingeladen. Rund 400 Personen sind diesem Ruf gefolgt, sind über das Gelände geschlendert und haben ihre Ideen mitgebracht, wie das Areal neu belebt werden kann. 

In gut besuchten Führungen haben die Organisator*innen Einblick in die Vergangenheit gewährt und Anekdoten über die Geschichte des Areals erzählt. Heutige Mieter*innen öffneten Tür und Tor und ermöglichten den Besucher*innen Einblicke in die momentane Nutzung. Mit Interesse haben diese die teilweise museal anmutenden Innenräume bestaunt oder sich über lokale Kunst, die projizierten Fotos von Heini Stucki oder eine Weindegustation gefreut. Tatsächlich wurde der Schlachthof an diesem Nachmittag zum Leben erweckt, für ein paar Stunden ist er ein Ort der Begegnung unterschiedlichster Bieler*innen und Besucher*innen von nah und fern geworden. 

Viele haben die Chance gepackt und in einem Videostatement oder auf Papier ihre Visionen und Wünsche für das Areal eingebracht. Dabei zeigte sich deutlich: das Areal birgt einmaliges Potential für die Schaffung eines vielseitigen Begegnungsorts an zentraler Lage – eine Verantwortung, die die Stadt Biel zugunsten einer breiten Bevölkerung wahrnehmen muss. An konkreten Ideen, wie einem ständigen Markt für regionale Spezialitäten, einem Openair-Kino, einer offenen Werkstatt oder einem Diskussionsforum, hat es nicht gemangelt. Ebenso bekundeten zahlreiche Besucher*innen Interesse daran, sich bei der Weiterarbeit zu engagieren. Und das ist gut so. Denn nur ein Ort, welcher von der Bevölkerung selbst entwickelt wird, kann den sich wandelnden Bedürfnissen gerecht werden. Die erste Veranstaltung der IG Schlachthof hat gezeigt: Der Schlachthof Biel als Bottom-Up-Bewegung begeistert über die Region hinaus und könnte Vorbildcharakter haben.

Die IG wird die gesammelten Ideen in einem nächsten Schritt auf Social Media und auf der Website, sowie über weitere Kanäle veröffentlichen und Interessierte weiter vernetzen. Hierbei wird der Verein Urban Equipe aus Zürich mit Knowhow und einer digitalen Plattform zur Seite stehen.

In Biel gibt es verschiedene Akteur*innen, die sich für eine partizipative Stadtentwicklung und die Aufwertung bracher Flächen einsetzen. Die IG Schlachthof hat die Vereine Kulturschutzgebiet und Ensemble Stark anlässlich der Infoveranstaltung zu einem ersten Austausch eingeladen. Es soll ein Netzwerk aufgebaut werden, wo Synergien geschaffen und Erfahrungen geteilt werden. Damit können sich solche Gruppierungen gegenseitig unterstützen und die gemeinsame Vision von Begegnungsraum in ihr jeweiliges Projekt tragen.

Text: Julian Meier lebt in Nachbarschaft zum Schlachthof im Mühlefeld und setzt sich für mehr Partizipation ein. Ob in einer partizipativen Stadtentwicklung oder bei Abstimmungen.

Foto: Sam Kocher

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