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Mein Zauberböxchen

Wie kam es zum persönlichen Sündenfall? Unser Autor erzählt. Lange Jahre hatte ich mich erfolgreich dagegen gewehrt, jederzeit überall erreichbar zu sein und gebeugten Hauptes mit auf Display fixiertem Tunnelblick durch die Welt zu gehen. Ich bin doch nicht wie all die vielen Zombies und Handyjunkies!  Doch: Ein Grafiker ohne Handy, so begriff ich nach wiederholter Kritik an mir, ist in etwa so glaubhaft, wie Harry Potter ohne Zauberstöckchen.  Und weil meine Umwelt mit mir digitalem Immigranten zunehmend Erbarmen hatte, wurde mir tatsächlich irgendwann ein Handy (iPhone 4-irgendwas, made in irgendwo) geschenkt. Es kam über dubiose Wege aus Asien zu mir und ich konnte damit nicht viel mehr als simsen, telefonieren und ein paar dümmliche Spiele spielen: Melonen in der Luft entzweischneiden, Zombies jagen und mit schnellen Scrollbewegungen jungen, hübschen Asiatinnen die Röckchen hochheben, zwecks Feststellung der Farbe ihrer Unterwäsche. Es lebe die digitale Revolution! Aber immerhin: nun hatte ich

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Rückblick aus der Zukunft

Eines Tages werden unsere Kindes-Kinder-Kinder-Kinder-Kinder auf unser Zeitalter zurückblicken. Wie werden sie es dann nennen? Das digitale Zeitalter? Das Zeitalter des multinaltional gesteuerten Massenkonsums? Oder das Zeitalter der unstillbaren Begierden?  Dass wir das Adjektiv «digital» für das Zeitalter der Rechner, der einfachen Datenübermittlung und der Vernetzung gebrauchen, ist nicht ganz so glücklich. Der Begriff «Digital» kommt von «Digitus», was auf Lateinisch «Finger» bedeutet. Also bezeichnet «digital» in seiner ersten Bedeutung etwas, das mit den Fingern zu tun hat. Nun ist es so, dass das sogenannte «digitale Zeitalter» tatsächlich etwas mit den Fingern zu tun hat. Wenn ich die Leute um mich herum mit Handys und anderen Geräten anschaue, muss ich eingestehen, dass diese Leute unglaubliche Fingerfertigkeiten besitzen. Insbesondere jene, die nach 2000 geboren wurden, halten das Handy in der linken Hand halb umschlossen von Zeige-, Mittel-, Ring- und kleinem Finger und geben gleichzeitig Daten mit dem linken Daumen ein, während

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Urbanisme

Süchtig oder nicht süchtig? Das ist hier die Frage.

Unsere Autorin über ihr «inniges» Verhältnis mit ihrem Smartphone – direkt aus dem prallen Leben.  Ich und schreiben? Ich und süchtig? Schreiben kann ich nicht und süchtig bin ich doch auch nicht. Wie sollte ich also über eine Sucht schreiben, die es nicht gibt? Tja, es geht, wie ihr seht und ich werde euch jetzt anvertrauen, wie das so ist bei mir, wenn ich etwas nicht wahrhaben will… aber psst, das bleibt unter uns! Alle die vielen Ausreden für die – milde ausgedrückt – etwas überdurchschnittliche Nutzung meines Smartphones sind bei mir, wie ich feststellen musste, Anzeichen von… Sucht? Nein, nein, ich bin doch nicht handysüchtig… Ich als Hobbyfotografin muss überall und jederzeit die Möglichkeit haben, eine Situation bildlich festhalten zu können – mit meinem Smartphone. Dass mein Smartphone auch mein Wecker ist, hat praktische Gründe: Ich kann tickende Wecker nicht ausstehen. Zudem ist die im Smartphone integrierte Taschenlampe neben

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