Gesellschaft Bieler Perlen Transition

Eine Vision für die Vision 2035

Die Vision 2035 hat in den letzten fast 15 Jahren viele Veränderungen angestossen. Urs Scheuss, der damals bei der Gründung der Zeitung dabei war, würdigt den langen Atem der Macher*innen, erzählt, welche Dringlichkeit im Namen der Publikation steckt und findet heute: Sie muss wichtiger werden.

Vor fast 15 Jahren erschien die erste Ausgabe der Vision 2035. Der Architekt Markus Rebmann und ich verfassten damals einen Artikel über eine autofreie Stadt Biel. Heute sind wir davon immer noch weit entfernt. Eine verkehrspolitische Wende erreichte zwischenzeitlich zumindest die Städteinitiative zur Förderung des Fuss- und Veloverkehrs sowie des öffentlichen Verkehrs. Dank dieser Initiative gibt es ein Reglement mit dem Ziel, dass der Autoverkehr in der Stadt nicht mehr zunehmen soll. Dieses Ziel gilt inzwischen für die ganze Region, und der Stadtrat hat bereits beschlossen, dass der Autoverkehr in der Stadt nicht nur stagnieren, sondern abnehmen soll.

Gemeinsam die Stadt verändern – Jetzt!

Die Klimaerhitzung ist heute, anders als vor 15 Jahren, nicht mehr so sehr eine Bedrohung in der Zukunft. Sie ist harte Wirklichkeit geworden und zerstört immer mehr unsere Lebensgrundlagen. Es braucht Veränderungen und es braucht sie jetzt und nicht in ferner Zukunft.

Als Mathias Stalder und ich vor Erscheinen der ersten Ausgabe dieser Zeitung einmal über deren Namen diskutierten, kamen wir auch auf die Idee einer Jahreszahl. Damals wurde viel über Visionen und Strategien für das Jahr 2050 gesprochen. Uns wurde schnell klar, dass 2050 zu weit in der Zukunft liegt. So viel Zeit bleibt uns nicht mehr. Nicht die nächste Generation soll Veränderungen herbeiführen, wir müssen es jetzt tun. Eine Generation dauert 25 Jahre. Die Vision der Veränderung sollte sich also am Jahr 2035 orientieren.

Die Vision 2035 hat seit Beginn zwei Schwerpunkte: zeigen, wie die Veränderung gelingt, und warum sie nötig ist. Damit macht sie den Menschen Mut für die Veränderung. Dadurch unterscheidet sie sich von den anderen Medien. Und darum muss sie wichtiger werden in der Bieler Medienlandschaft. 

Eine Ausgabe über Medien

Dass es die Vision 2035 überhaupt noch gibt, ist eigentlich ein Wunder. Die Einnahmen aus den Abos und den Inseraten reichen, um die Zeitung zu produzieren. Die Arbeit der vielen Autor*innen hingegen ist unbezahlt. Die Vision 2035 lebt von einem riesigen Engagement, das seit 15 Jahren anhält. Ein Engagement für die Stadt und die Region. Ein Engagement für eine lebenswertere und solidarischere Welt heute und in Zukunft. Ich danke allen, die in all diesen Jahren daran mitgearbeitet haben.

Die Vision 2035 hat sich in den mittlerweile 50 Ausgaben mit den unterschiedlichsten Themen auseinandergesetzt. Um die Zeitung zu stärken, würde es sich lohnen, auch einmal das Thema Journalismus und Medien zu behandeln. Sie stehen allgemein und unter laufend zunehmendem Druck. Es fehlt an Geld und damit an genügend Stellen, weil Werbe- und Aboeinnahmen wegbrechen. Darunter leiden die lokale Berichterstattung, die vertiefte Recherche und die kritische Begleitung. Wie sieht die Medienlandschaft in der Region Biel aus und welche Rolle spielt die Vision 2035 darin? Welche neuen Modelle des Journalismus gibt es und welche könnten für die Zukunft der Vision 2035 interessant sein? Denn es braucht auch eine Vision für die Vision 2035, damit wir gemeinsam die Stadt verändern. Jetzt!

 

Text:
Urs Scheuss
lebt seit 21 Jahren in Biel und engagiert sich für eine gesunde Umwelt und eine solidarische Gesellschaft. Bis vor Kurzem leitete er den Bereich Politik der GRÜNEN Schweiz. Ab März wird er sich als Geschäftsleiter der Schweizerischen Vereinigung für Solarenergie SSES für die Energiewende in der Praxis einsetzen.

Foto:
Karin Rudin Walker: Die Kernredaktion v. l.n.r Janosch Szabo, Claire Magnin, Pascou Mülchi,  Trice Wanner (versteckt) und Andreas Bachmann.

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