Am 6. Februar erschütterte ein starkes Erdbeben Teile Syriens und der Türkei. Mit katastrophalen Folgen für die Bevölkerung. Eine Welle humanitärer Hilfe rollte an, allerdings nur langsam, und sie stiess auf zahlreiche politische Hindernisse. Insbesondere wenn es um die von Kurden und Kurdinnen bewohnten Gebiete ging. Da diese Tragödien von den öffentlichen Medien meist nicht thematisiert werden, hat unser Autor mit Özlem Arik gesprochen. Sie ist Präsidentin von Heyva Sor A Kurdistane Swisre, dem Schweizerischen Kurdischen Halbmond, welcher Teil eines internationalen Netzwerks ist. Wie hat Heyva Sor A Kurdistane auf das Beben reagiert? Bei Heyva Sor A Kurdistane verfügen wir über zwei Arten von Aktionen; Erstens Massnahmen der Nothilfe, erste Hilfeleistungen nach Katastrophen oder Angriffen. Zweitens langfristige Projekte. Dazu gehören beispielsweise Projekte zur Unterstützung von Kindern oder medizinischen Einrichtungen. In Rojava zum Beispiel (Autonome Verwaltung Nord- und Ostsyriens) konnten wir mit Heyva Sor A Kurd eine Schwesterorganisation aufbauen. Diese medizinische
WeiterlesenAutor: Gregor Kaufeisen
Aufwachen in Chile
In Chile herrscht seit Mitte Oktober ein sozialer Ausnahmezustand. Tägliche Proteste bringen die Unzufriedenheit der Chilenischen Bevölkerung mit dem neoliberalen System zu Tage. Eine mehrwöchige teilnehmende Beobachtung der Protestbewegung ergründet die unterschiedlichen Aspekte des Aufstands. Es ist Freitag in Santiago de Chile. Und wie jeden Freitag seit dem 18. Oktober 2019 strömen nach Feierabend tausende Menschen Richtung Plaza Italia, Epizentrum der Proteste in Chile und mittlerweile kurzerhand umbenannt in Plaza Dignidad, Platz der Würde. Von Weitem jagen einem Tränengasschwaden das Wasser in die Augen. Unbeirrt wandern tausende Menschen aus allen Richtungen zum zentralen Platz des Unmuts. Zerstörte Busstationen, vollgesprayte und bemalte Wände, verbarrikadierte Schaufenster zeugen von den wochenlangen Protesten, die Chile in einem unruhigen Ausnahmezustand hinterlassen. Sozialer Aufstand „Estallido social,“ sozialer Ausbruch, wird die Gesamtheit der Protestbewegung genannt. Auslöser war eine Preiserhöhung der Metrotickets um 30 Pesos, rund 4 Rappen. Darauf reagierten Schüler und Studenten mit Blockaden der Metrostationen, die
WeiterlesenVon Bäumen und Kartoffeln
Agroforst nennt sich eine Praktik, die Bäume und Landwirtschaft wieder kombinieren will. Ihre Ausdrucksformen sind so vielfältig wie ihr Potenzial. Bäume und Landwirtschaft: das ist in den geläufigen Denkmustern meist nicht miteinander kombinierbar. In der Tat, betrachtet man die Erde von oben, herrscht häufig eine klare Grenze zwischen Wäldern und Feldern beziehungsweise Weideland. Doch dem war nicht immer so. Die gemeinsame Nutzung verschiedener Vegetationen auf derselben Fläche geht weit in die Traditionen bäuerlichen Handwerks in fast allen Regionen der Welt zurück. In unseren Breitengraden boten Laubhecken den Tieren zusätzliche Nahrung und den Bauern Feuerholz und Reisig. Kopfweiden dienten der natürlichen Entwässerung und wurden intensiv genutzt als Futterlaub, Feuerholz oder Flechtmaterial. Fruchtbäume standen fast auf jeder Weide und auf vielen Äckern. Erst mit der zunehmenden Industrialisierung der Landwirtschaft im Laufe des 20. Jahrhunderts verschwand ein Grossteil der Bäume aus den landwirtschaftlich genutzten Flächen. Faktoren wie Konkurrenz um Nährstoffe und Licht oder
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