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Bärletwald – Widerstand gegen Holzschlag

Alles begann mit einem grossen Ast, der auf einen Weg am Waldrand fiel. Was für über hundertjährige Eichen nichts ungewöhnliches ist, hat in Brügg ein grosses Tamtam ausgelöst. Die einen haben Sicherheitsbedenken, die anderen setzen sich vehement für den artenreichen Bärletwald ein. Über 1200 Unterzeichnende einer Petition wollen dort gezielte baumpflegerische Eingriffe statt massiven Holzschlag. Eine Initiantin gibt Einblick in die Geschehnisse. Und: Am 30. Januar lädt die Gemeinde Brügg zu einem Infoanlass vor Ort.

Winter 2021. Im Bärletwald in Brügg haben sich kleine Nebel zwischen die Äste und Stämme der Eichen und Buchen gesetzt, die Schneeflocken tanzen. Einzelne Vogelrufe sind zu hören, es raschelt im Laub. Ein Hauch Nordwestwind macht sich bemerkbar. Ein eindrücklicher Wald, an Schönheit kaum zu übertreffen. Solch verträumte Morgen hat es viele gegeben im Bärletwald, wachsen doch Eichen und Buchen schon 100 und 300 Jahre lebensfreundlich vor sich hin, beheimaten Pflanzen und Tiere, trotzen den Stürmen, erfreuen den Menschen.

Im August 2020 ist ein Ast einer alten Eiche gebrochen und auf den Weg im Westen des Bärletwalds gefallen. Eine Familie, die in der Nähe des Bärletwalds wohnt, hat sich umgehend mit dem Staatsforstbetrieb des Kantons Bern in Verbindung gesetzt und grosse Sicherheitsbedenken angemeldet. Der Staatsforstbetrieb hat sich darauf mit der Gemeinde Brügg in Verbindung gesetzt. Am 5.11.2020 wurden vom Staatsforstbetrieb rund 90 ältere Eichen, Buchen und Eschen markiert, der geplante massive Holzschlag sollte im Januar/Februar 2021 umgesetzt werden. Die Gemeinde Brügg unterstützte die Umsetzung der rigorosen Massnahmen, weil einer der Gemeindewege direkt am Rand des Bärletwalds entlangführt und sie Haftungsklagen befürchtet, sollte irgendeinmal etwas passieren. 

Wir, Vertreter aus Natur- und Vogelschutz, Anwohnerinnen und Anwohner, können das nicht einfach hinnehmen, ist doch der Bärletwald einer der letzten zusammenhängenden Wälder mit älteren und alten Eichen und Buchen in der Region und ökologisch überaus wertvoll und artenreich. Als Lebensraum und Refugium für seltene, teilweise gefährdete und geschützte Pflanzen und Tiere ist der Bärletwald unbedingt zu erhalten und zu schützen. Allein fünf Spechtarten brüten im Bärletwald, ihre Höhlen werden von weitern Höhlenbrütern, von Fledermäusen und Eichhörnchen genutzt. Zahlreiche Amphibien verbringen Sommer und Winter im Bärletwald. 

Die Anliegen der Fachpersonen aus den Bereichen Natur- und Vogelschutz sind klar: Eine Neubeurteilung der Situation, der Erhalt und der Schutz des Bärletwalds, geeignete Massnahmen im Waldrandbereich, um die Sicherheit zu gewährleisten und eine umfassende Kommunikation « Alte Bäume – Waldökologie – Klimawandel – Sicherheit – Eigenverantwortlichkeit».

Über 1`200 Unterschriften sind zusammen gekommen von Menschen, die den Bärletwald seit Jahren und Jahrzehnten kennen und ihm freundschaftlich verbunden sind.

Am 11.12.2020 hat eine Begehung des Bärletwalds stattgefunden, in deren Rahmen Natur- und Vogelschutz, die Gemeinde Brügg und der Staatsforstbetrieb ihre Anliegen äussern konnten.

Am 25.1.2021 wird ein Austausch der verschiedenen involvierten Parteien in der Aula Brügg stattfinden mit dem Ziel einer Einigung auf adäquate Massnahmen.

Am 30.1.2021 will die Gemeinde Brügg einen allen Interessierten zugänglichen Informationsanlass durchführen und das bis zu diesem Zeitpunkt Erarbeitete kommunizieren.

Die Interessen des Bärletwalds mit all seinen Bewohnern und die Interessen der Menschen dürfen nicht ignoriert werden. Und mehr noch: Es ist Zeit für einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Lebensräumen, mit einheimischen Pflanzen und Tieren!

Anna Rawyler, 59-jährig, ist Biologin, arbeitete lange für die Gemeinde Brügg, sowohl politisch wie auch als Biologin und wohnt direkt am Bärletwald. Aktuell macht sie eine Fortbildung im Bereich Ornithologie.

Fotos: Anna Rawyler (Titel), Michael Lanz (Galerie)

Zusätzliche Dokumente 

Infoanlass vom 30. Januar, 10 Uhr:
Flyer der Gemeinde Brügg
(Anmeldung obligatorisch unter 032 374 25 65)

Infoflyer der Bärletwald-Initiative

Online-Petition Bärletwald

Verlangt eine Neubeurteilung des geplanten Holzschlags im Bärletwald bei Brügg durch Fachpersonen aus den Bereichen Biodiversität, Waldökologie und Naturschutz.

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