Ein Bankkonto eröffnen, das Kind in der Kita anmelden, einen Arbeits- oder Mietvertrag unterschreiben: für Viele von uns eine Selbstverständlichkeit, weil wir uns ausweisen können. Doch leider gibt es Menschen, auf die das nicht zutrifft. Das will der Verein City Card Biel/Bienne verändern und setzt sich deswegen für eine städtische Identitätskarte für alle ein. Andere sind schon weiter. Was will die City Card? Die City Card – nicht zu verwechseln mit den touristischen Citycards – entstammt dem Konzept des «Urban Citizienship», der sogenannten Stadtbürger:innenschaft. Die Idee: Jede Person, die in der betreffenden Stadt arbeitet und lebt, soll Zugang zu den städtischen und privaten Dienstleistungen erhalten. Zugehörigkeit und soziale Rechte sollen nicht vom Nationalstaat abhängig sein, sondern von einer lokalen Verankerung ausgehen. Genau dafür können sich Städte stark machen und dadurch der sonst sehr restriktiven nationalen und internationalen Migrationspolitik etwas entgegensetzen. Die Städte können sogenannte „Laboratorien der Demokratie und Solidarität werden“,
WeiterlesenKategorie: Brennpunkte
Stille als kraftvolles Friedens-Zeichen
Jeden ersten Montag im Monat – und das schon seit 11 Jahren – laden Samuel Cacciabue und Rahel Schweiter zu einem halbstündigen Stillekreis vor dem Bieler Bahnhof – aus Protest gegen die herrschende Asylpolitik und vor allem als Zeichen der Solidarität mit den Flüchtlingen. Vision 2035 hat nachgefragt, was sie dabei erleben, wie diese Form des friedlichen Protestes wirkt und ob sie nicht auch manchmal lieber laut schreien würden. Dazu eingestreute Ausschnitte aus den Einladungsmails. „Es ist der Wille zum Frieden, der uns motiviert. Wir stehen ein für Menschlichkeit und Würde im Umgang mit den Menschen, die zu uns kommen. Wir sind verbunden mit denen, die sich in der Welt aufrichten zum Frieden.“ Angefangen habe alles einst mit Franziskanermönchen im französischen Toulouse, erzählt Samuel Cacciabue. Sie protestierten dort 2007 zum ersten Mal mit einem Kreis der Stille gegen den unmenschlichen Umgang mit den Menschen in Ausschaffungszentren. Wie ein Lauffeuer verbreitete
WeiterlesenDienstverweigerung – als Zeichen für den Frieden
Bereits vor über 100 Jahren eingefordert, aber erst vor 32 Jahren eingeführt: Dass es den Zivildienst heute gibt, ist keine Selbstverständlichkeit. Es brauchte manch Mutigen, der hin stand und den Dienst verweigerte. Tausende gingen dafür ins Gefängnis, dass sie nicht lernen wollten, im Konfliktfall zu töten. Ein Blick zurück, der den Autor insbesondere zu Exponenten aus der Region führt, die sich auf unterschiedliche Weise für einen Zivildienst stark machten und couragiert für Frieden einstanden. Denke ich an jenen Moment im September 2006 zurück, als ich mit damals 21 Jahren zur Gewissensprüfung erscheinen musste, durchläuft mich ein Schauer. Vor mir die Zulassungskommission, fünf Männer und Frauen mindestens, alle Augen auf mich gerichtet. Ziel der Befragung: mein Gewissen zu durchleuchten. Freilich: ich war gut vorbereitet, hatte selbst in einem zweiseitigen Gesuch eindringlich dargelegt, warum ich einen Militärdienst nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann und den Gebrauch von Waffen zur Konfliktlösung ablehne. Ich
WeiterlesenNo limits für das Finanzkapital
Das Debakel der Credit Suisse, die Hintergründe des internationalen Bankengeschäfts, und was heisst eigentlich „too big to fail“? Dieser Beitrag sucht Antworten auf aktuelle Fragen und taucht in eine Welt, in der es keine Grenzen zu geben scheint, von der einfachen Transaktion bis zum undurchsichtigen Wettgeschäft in Milliardenhöhe. «Fortschritt besteht nicht in der Verbesserung dessen, was war, sondern in der Ausrichtung auf das, was sein wird.» Khalil Gibran Eigentlich weiss man, was eine Bank ist und was sie tut. Sie nimmt Geld von Privaten und Unternehmen entgegen und vergütet dafür einen Zins. Dann vergibt die Bank Kredite wiederum an Private und Unternehmen und verlangt dafür einen Zins. Eine Bank garantiert die Sicherheit der Einlagen und organisiert den Zahlungsverkehr für ihre Kunden. Banken sind an den Börsen tätig: sie kaufen und verkaufen für ihre Kunden Wertpapiere. Sie verwalten die Vermögen ihrer Privatkunden, von Firmen oder auch die riesigen Vermögen von Pensionskassen.
WeiterlesenEin ungesunder Cocktail von Überforderung und Hilflosigkeit
Um herauszufinden, wie es den Jugendlichen im Kanton Bern geht, hat Vision 2035 mit einer Sozialarbeiterin gesprochen. Ein Interview über Jugendliche am Limit, Pflästerlipolitik und Sparmassnahmen, aber auch mit optimistischen Aussichten. Wie geht es den Jugendlichen im Kanton Bern? Nicht gut. Auf der emotionalen und psychischen Ebene erleben viele Jugendliche eine Überforderungs-Situation. Im Notfallzentrum, in dem ich arbeite, haben sich die Aufnahmen auf der stationären, geschlossenen Jugend-Abteilung der Krisenintervention seit Covid mehr als verdoppelt. Man muss diese Jugendlichen vor sich selbst schützen, weil sie sich sonst umbringen würden. Das sind wirkliche „Hoch-Krisen“, nicht einfach nur ein „es geht mir nicht so gut/ich fühle mich gerade nicht so gut“. Diese Jugendlichen sind durch sich selbst an Leib und Leben bedroht. Was sind das für Jugendliche? Das sind Jugendliche kreuz und quer durch alle Bevölkerungsschichten. Auffallend ist, dass es Jugendliche sind, welche schon Vorverletzungen haben, also vulnerabel sind. Dies in verschiedenen Bereichen,
WeiterlesenEnergie Challenge 2023
„Wie spart man am meisten Energie im 2023?“ „In der kalten Wohnung sitzen und von Wasser und Brot leben. Das ist DIE Lösung!“ „Aber nein! Nicht doch!“ Energie sparen kann Spass machen und eine spannende Challenge sein, etwas in seinem Leben zu ändern. Dabei geht es nicht darum, wie viel man macht, sondern darum, die Challenge überhaupt anzunehmen. Wer traut sich an einen der folgenden Routinebrecher und berichtet uns darüber? „Comment économiser le plus d’énergie possible en 2023 ?“ „LA SOLUTION: rester dans un appartement froid et vivre d’eau et de pain.“ “Mais non! T’es givré ou bien?” Economiser de l’énergie peut aussi être amusant et même se transformer en un défi excitant lorsqu’il s’agit de changer une habitude. Il ne s’agit pas ici de se lancer un maximum de défis, mais de s’aventurer dans un challenge motivant! Qui tente l’expérience, essaye de casser la routine et nous raconte
WeiterlesenPionierarbeit der SBB in Biel: Rangierlok fährt nun mit Batterie statt Diesel
Im September 2022 öffnete das geschichtsträchtige SBB-Werk Biel seine Tore für zwei Tage und präsentierte erstmals die hier von Diesel- auf elektrischen Batterieantrieb umgerüstete Rangierlok Taf 200. Die Entwicklung der Lok begann vor rund drei Jahren, im Herbst 2021 legte sie die ersten Meter aus eigener Kraft zurück. Die Erfahrungen aus dem Umbau der Lokomotive werden nun auf andere Fahrzeugtypen übertragen. Interview mit Ueli Kramer, Leiter Kompetenzcenter Energiespeicher und alternative Antriebssysteme bei der SBB. Am Tag der offenen Tür konnte ich mich von den verschiedenen Bemühungen in der Antriebsumrüstung Ihrer Spezialfahrzeuge überzeugen. Damit leistet die SBB ja Pionierarbeit auf dem Weg zum klimaneutralen Betrieb ihrer Infrastruktur. Glauben Sie, dass Ihre Innovationen bald breite Nachahmungen finden? Einer der Gründe für unsere Aktivitäten war das Auslösen von Nachahmer-Projekten. Wir wollen, dass nun möglichst rasch ein Markt von verschiedenen Fahrzeuganbietern entsteht, unter denen wir quasi den Wettbewerb spielen lassen können, damit wir solide auf
WeiterlesenSauberer Strom? Le coût social d’une énergie verte
Der Ausbau der Wasserkraft in der Schweiz erfolgte dank der Arbeit tausender Saisonniers, die teils ihr Leben auf den Baustelle der Stauseen liessen. L’histoire de l‘électricité en Suisse est donc aussi une histoire de migrations. Ein Beitrag in Deutsch (erster Teil) und Französisch (zweiter Teil) fruit d’une collaboration entre deux auteurs issus du domaine. In den politischen Debatten der letzten drei Jahre tauchte überraschend eine völlig in den Hintergrund geratene Hauptaufgabe des Staates auf: die Versorgung der Bevölkerung. In einem Zeitalter, in dem man alles und jederzeit im Internet kaufen kann, reibt sich die Augen, wer im Supermarkt vor leeren Regalen steht oder plötzlich Güter des Grundbedarfs, wie Medikamente oder Strom, knapp werden. Dies in der Schweiz, dem Land mit einem der höchsten BIP pro Kopf der Welt. Während der Covid-19 Pandemie waren Ethanol, Schutzmasken, Schmerzmittel, aber auch Holz und Papier auf einmal knappe Güter. Der Angriffskrieg Russlands in der
WeiterlesenEnergie pour Bienne – wie steht die Stadt da?
Von aus dem See gewonnener Wärme bis zum Potential in Sachen Photovoltaik und Windkraft. In diesem bilinguen Interview gibt Biels Bau-, Energie- und Umweltdirektorin Lena Frank einen vertieften Einblick in die Energieversorgung der Stadt heute und in Zukunft. Lena Frank, conseillère municipale et membre du Conseil d’administration de l’ESB, développe pour nous les projets ayant un potentiel pour Bienne ainsi que les efforts nécessaires dans le domaine des économies d‘énergie. Ein Gespräch in Deutsch und Französisch – une toute nouvelle expérience pour les trois du comité de rédaction de Vision 2035. Quelle est la situation de l’énergie à Bienne ? La ville de Bienne est partie prenante intégrale du système d’approvisionnement énergétique suisse et y compris mondial. Le système énergétique est tellement globalisé que si d’autres n’ont pas suffisamment d’énergie, nous n’en n’avons pas assez non plus. Ce que je peux dire, c’est qu’actuellement nous avons suffisamment d’énergie, des
WeiterlesenStadtklima-Initiative Biel erfolgreich eingereicht
Am 24. Februar wurde die Stadtklima-Initiative Biel mit über 2300 gültigen Unterschriften eingereicht. Innert 10 Jahren sollen mindestens 10% der Strassenfläche der Stadt Biel für Grünflächen sowie zur Förderung des Fuss-, Velo- und öffentlichen Verkehrs umgenutzt werden. Die Auswirkungen des Klimawandels sind im städtischen Raum besonders stark. Verbaute Flächen verhindern das Absickern des Wassers in den Boden und stauen die Wärme. Als Folge davon werden wir mehr Tropennächte haben, die Biodiversität, die Lebensqualität und Gesundheit der Bevölkerung leiden. Wir müssen jetzt mehr Bäume pflanzen und Flächen entsiegeln, damit der öffentliche Raum in Zukunft für ein kühleres Stadtklima sorgen kann. Die Initiative schafft ausserdem den nötigen Platz, um die sanfte, fossilarme Mobilität zu fördern. 2019 verursachte der Verkehr rund einen Viertel der CO2-Emissionen. Es ist höchste Zeit, fossilfreien Mobilitätsformen mehr Platz einzuräumen und die Dekarbonisierung des Verkehrs voranzutreiben. Stefan Rüber, Präsident Grüne Biel Teilen:
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