Im Jahr 2022 beschloss der Bieler Gemeinderat mit dem Sparprojekt „Substance 2030“, dem Quartierverein Möösli die jährliche Subvention von 20’000 Franken zu streichen. Welche Folgen das für die seit über 20 Jahren von den Quartierbewohner*innen getragene Organisation haben könnte? Ein fiktiver Blick in die Zukunft. Wir schreiben das Jahr 2035. 13 Jahre sind vergangen seit der Stadt Biel eine historische Abmagerungskur verpasst wurde. Seitdem hat sich Biel verändert… Barbara ist stolz: ihr Sohn Felix hat gerade seinen dreizehnten Geburtstag gefeiert. 2022 geboren, macht er seinem Namen alle Ehre. Er ist ein aufgewecktes Kind und seine Kindheit im Mösli verläuft glücklich: Fussball-Spielen auf der „Schuttmatte“, Kindergarten im Quartier, Pfadi-Aktivitäten am Samstag im nahen Wald. Was Felix nicht weiss: Da gab es noch anderes… daran erinnert sich Barbara gut. Sie war damals schwanger ins Mösli gezogen, wo sie selbst auch schon aufgewachsen war. Es zog sie zurück in dieses Quartier, weil ihr
WeiterlesenKategorie: Gesellschaft
Biel – Stadt der Vielfalt
Vielleicht rührt das besonders ausgeprägte Interesse der Bieler Bevölkerung am Fremden, am Ungewohnten und am Exotischen daher, dass Biel-Bienne im Laufe der Geschichte zu einer echt zweisprachigen Stadt geworden ist. Und natürlich auch, weil diese Stadt im letzten Jahrhundert dank der Uhrenindustrie mit der ganzen Welt in Verbindung gekommen ist. Dies hat die Bereitschaft, über die Stadt-, Kantons- und Landesgrenzen hinaus aufeinander zu zu gehen, zum Charakteristikum von Biel werden lassen. Vor zwei Jahren sind wir nach Biel umgezogen, in die kleinste Metropole der Welt, so höre ich manchmal. Immer wieder ergeben sich erstaunliche Eindrücke von Multikulturalität, von Vielfalt, von Mannigfaltigkeit. Mir gefällt es hier! – Ein Vergnügen jedesmal, wenn ich am Zentralplatz oder beim Bahnhof beobachte, wie die unterschiedlichsten VerkehrsteilnehmerInnen ineinander verwoben sich in alle Richtungen bewegen… Fliessend in vernünftigem Tempo verkehren Busse vom und zum Bahnhof über den Zentralplatz… Gebremste Autos und Motorräder lassen den Vortritt auch ohne
WeiterlesenWie lebensfreundlich ist Biel?
Viele werden nun an Kultur, Bademöglichkeiten, Lebensstandard, Offenheit der Bevölkerung, Sicherheit, Angebote zur Kinderbetreuung, Ausgang und internationale Anbindung denken. Unser Autor Christian Wittker auch, allerdings aus Sicht der Vögel. Wenn ich an einem Frühlingsmorgen durch Biel spaziere, oder Exkursionen leite, treffe ich regelmässig über 20 verschiedene Vogel-Arten an. Auf der Runde Stadtpark – Madretschschüss – Silbergasse – Gartenstrasse – Logengasse sind neben den «allgemein bekannten» Arten auch Gartenbaumläufer, Wasseramsel, Gänsesäger, Girlitz, Distelfink, Alpensegler, Türkentaube, Schwarzmilan und viele mehr zu beobachten. In der Dämmerung bekommt man mit etwas Glück noch den Biber zu sehen. 100 Arten in Biel Vögel sind wichtige Indikatoren für die Biodiversität, das heisst, sie verraten uns viel über die Vielfalt und Qualität der Lebensräume in einem bestimmten Gebiet. Vögel haben den grossen Vorteil, dass sie (zumeist) tagaktiv sind und zudem lautstark auf sich aufmerksam machen. Es gibt genügend Arten, um sinnvolle Aussagen zu machen und gleichzeitig ist
WeiterlesenTag der offenen Türen am 22. Oktober 2022 – Netzwerk für Freiräume und eine lebendige Stadt Biel
Ein kollektiv organisierter Tag der offenen Türen verteilt auf das ganze Stadtgebiet: Damit tritt die Bieler IG Freiraum/Stadtleben am 22. Oktober 2022 an die Öffentlichkeit und lädt ein, ein Netzwerk kennenzulernen, in dem sich vielerlei Organisationen und engagierte Privatpersonen zusammengeschlossen haben, die sich für eine diverse, nachhaltige und lebenswerte Stadtentwicklung einsetzen. Le même article se trouve ici en français : Journée des portes ouvertes – 22. octobre 2022 – Réseau pour des espaces libres et une ville de Bienne vivante Beschreibungen der teilnehmenden Organisationen und einige Bilder findest Du weiter unten. Im September 2021 trafen sich rund acht Vertreter*innen aus vier Bieler Organisationen, welche sich zivilgesellschaftlich und auf unterschiedliche Weise für eine lebendige Stadt Biel und vielseitige Freiräume einsetzen. Zu Beginn beteiligten sich Mitglieder der Vereine ensembleSTARK, Kulturschutzgebiet, Schlachthof Kulturzentrum und Loco Club. Ziel war es, ein regionales Netzwerk für Organisationen und engagierte Privatpersonen aufzubauen, den Wissensaustausch zu fördern und
WeiterlesenCol-Art – Kunstvielfalt mit Bieler Wurzeln
Eine Schweizer Stadt verkörpert mehr wie andere Vielfalt an Menschen, Sprachen, Kulturen, Einstellungen…Unser Biel-Bienne! Und was die meisten hier nicht wissen: Eine internationale Kunstbewegung, die mit ihren 54 Jahren immer noch in den Kinderschuhen steckt, hat ihre Wurzeln wesentlich hier. Der Begründer erzählt gleich selbst. Col-Art ist die Kurzbenennung für „koordinierte Kollektivkunst“. Eine Kunstrichtung, in der mehrere Kunstschaffende frei in ihrem Stil Teile des Gemeinschaftswerkes gestalten, sei dies zeitgleich an einem Bild arbeitend oder nacheinander Elemente davon erschaffend. Spielarten gibt es viele, Regeln kaum. Manchmal gibt jemand vor, wer in welchem Bereich malt, manchmal entstehen das Bild und dessen Aufteilung aus dem Moment heraus. Ich – ein waschechter Bieler, der mit seiner Mutter Französisch sprach und mit meinem Vater Bieldütsch – begründete Col-Art 1968 in Zürich, Basel, Bern und Biel-Bienne, gemeinsam natürlich mit befreundeten Malerinnen und Malern… Das erste Bieler Col-Art-Gemälde – entstanden im Dezember 1968 und Januar 1969 in
WeiterlesenLabCity – mutig angerührt. Und jetzt?
Stattliche Bäume vor dem Bahnhof, üppig bepflanzte Mulden in der Nidaugasse, eine schwungvolle meterhohe Schlaufentreppe auf dem Zentralplatz: Tina Messer, Raphael Benz und Matthias Gebel haben im Rahmen der Aktion LabCity diesen Sommer in der Bieler Innenstadt mit der grossen Kelle angerichtet. Einfach mal machen und testen was wie ankommt statt lange reden, war dabei ihr Motto – immer im Austausch mit der Bevölkerung. Aber was bleibt, wenn bald abgeräumt wird? Wie sieht die Stadt von Morgen aus? Das ist die zentrale Frage von LabCity, einer Aktion zur Wiederbelebung der Innenstadt, die diesen Sommer für Aufsehen gesorgt hat. Ursprünglich initiiert von der Stadt Biel, um eine Antwort auf das Ladensterben und die Einkaufs-Verschiebung ins Internet zu finden, war es nun ein Verein, der verschiedene Plätze bespielte. Gegründet haben ihn die beiden Bieler Kommunikations- und Eventbüros GebelGebel und Messer Benz. Die Stadt Biel ist zur Partnerin geworden und hat einen Beitrag
WeiterlesenSportkomplex Bözingen: Darf man zum Sport „nein“ sagen?
Mit dem Rücken zur Wand, angesichts einer sich abzeichnenden dauerhaften Energiekrise, einer damit verbundenen Inflation, die historische Höchststände erreicht, und einer globalen Umwelt- und Gesundheitskrise – ist es wirklich notwendig, dass Biel auch die „Stadt des Sports“ wird, wie die Behörden behaupten und dies mit Kosten von CHF 18 Millionen für die Stadt? Am 30. Juni dieses Jahres stimmte eine überwältigende Mehrheit des Bieler Stadtrats einem Verpflichtungskredit von insgesamt CHF 26,6 Millionen zu. Dieses Geld sollte für den Bau eines Sportkomplexes („Sportfabrik“) im Bözingenfeld verwendet werden. Für die Mehrheit des Stadtrats gibt es viele gute Gründe, das Projekt zu unterstützen. Verschiedene Partnerschaften ermöglichen ein verlockendes Finanzierungspaket, das den Beitrag der Stadt auf „nur“ CHF 18 Millionen reduziert. Der Schweizer Alpen-Club (SAC), der Turnverein Turnzentrum Bern (TZB) und die Bieler Inlinehockey-Vereine gehören zu den Partnern und werden über spezielle Infrastrukturen verfügen. Das nationale Leistungszentrum für Sportklettern wird eine Halle für das
WeiterlesenVon Diversität und Diskriminierung
Unsere Autorin erzählt selbst die bewegende und ermüdende Geschichte, wie sie und ihre Frau Eltern wurden – vom Kinderwunsch bis zur letztlich nötigen Stiefkindadoption. Zusammenfassend: „Wir haben uns entschieden, dass wir Kinder wollen. Wir wussten, dass wir Diskriminierung ausgesetzt sein werden. Wir hatten keine Ahnung wie erschöpfend diese Diskriminierung sein kann.“ Ich habe mir vor der Geburt unseres Kindes häufig die Frage gestellt, was ein Kind zu bekommen für Konsequenzen für dieses Kind hätte. Ich fragte mich auch, ob es fair wäre, so egoistisch zu sein, denn je nach spiritueller Einstellung hat ein Kind ja mehr oder weniger Einfluss, in welche Familie es geboren wird. Das führte auch zu den Fragen, ob sich alle Menschen Kinder wünschen dürfen, und ob alle Menschen Kinder haben sollten? Sie fragen sich vielleicht, wieso ich mich dies frage. Wer sollte denn keine Kinder haben dürfen? Nun: Es gibt eine bedenklich grosse Anzahl von Menschen,
WeiterlesenVon der Herausforderung Werte im schulischen Rahmen zu vermitteln
Als Quereinsteiger macht der Autor aktuell eine Mutterschaftsvertretung an einer Oberstufe. Von Anfang an war er mit seinen Werten und deren Vermittlung konfrontiert. Ein Erfahrungsbericht. «Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir eine Chance geben!» Mit diesem Satz endete mein Bewerbungsschreiben. Ich hatte mich soeben auf eine Mutterschaftsvertretung in den Fächern Deutsch, Französisch sowie Sport und Bewegung an einer Oberstufe im Kanton Bern beworben. Im Gepäck: meine Begeisterung für Sprachen (und Sport), eine Ausbildung als Fachübersetzer (Französisch>Deutsch), diverse Erfahrungen mit Jugendlichen im Rahmen von Workshops zu den Themen Gärtnern und Saatgutproduktion, und eine grosse Portion Neugier und Enthusiasmus. In diesem Kontext erhielt ich Ende Januar die Chance und trat an, «meinen» 17 pubertierenden Schüler*innen einen Werterahmen abzustecken. Wie sollte dieser aussehen? Relativ schnell schälten sich bei mir drei tief verwurzelte Überzeugungen heraus, die ich im Unterricht besonders hervorheben wollte. Erstens: Wir sind ein Team respektive ein Kollektiv, wir arbeiten miteinander
WeiterlesenVom Wert solidarischer Gemeinschaftlichkeit
In jüngster Zeit werden wir uns der menschlichen Verletzlichkeit besonders bewusst. Klimakatastrophe, Corona-Virus, Ukrainekrieg, sicherheitspolitische Fragen, wirtschaftliche Versorgungsengpässe, gesellschaftliche Gräben sind einige Stichworte dazu. Das rücksichtslose individualistische Streben nach Eigennutz, am reinsten in der privaten Wettbewerbswirtschaft realisiert, nähert sich seinem Ende. Doch es werden auch vermehrt Ansätze zur Kooperation diskutiert. Grundeinkommen und Bürgerdienst sind zwei Ideen, die zeigen, dass Zusammenarbeit und Gemeinschaftlichkeit zu kurz gekommene, aber durchaus aktuelle Werte sind. Unsere gängige Wertehierarchie wird durcheinandergewirbelt. Das im modernen Wirtschaftssystem verankerte individualistische Ego-Prinzip des Eigennutzes taugt kaum noch. Seit der Aufklärung Ende des 17. Jahrhunderts ist der Individualismus zum dominanten gesellschaftlichen Leitprinzip geworden und geht heute der sozialen Eingliederung des Einzelnen vor. Das ‘Haben’ kommt vor dem ‘Sein’, das ‘Ich’ vor dem ‘Wir’. Das egoistische materielle Streben aller Individuen ist inzwischen bestimmend für die gesellschaftliche Ordnung. Vollständig verwirklicht ist dieses Prinzip im wirtschaftlichen Bereich. Privateigentum steht praktisch über allem, Wettbewerb auf
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