Leben Gesellschaft Mobilität Urbanismus Unkategorisiert

„Die Quartierzentren sollen wieder an Bedeutung gewinnen“

Eine Stadt steht nie still, entwickelt sich immer weiter. Gebäude müssen erneuert, Freiräume neuen Bedürfnissen angepasst werden. Was einmal gestimmt hat, stimmt nicht unbedingt für Morgen, vor allem in Zeiten von fortschreitendem Klimawandel. Kaum jemand weiss das in Biel besser als Florence Schmoll, Leiterin Stadtplanung. Bevor sie ihren Posten im August verlässt, spricht sie im Interview mit Vision 2035 über prägende Projekte und Klimaresilienz, Genossenschaften und Quartierentwicklung, Naturgefahren und Partizipation. Stadtentwicklung. Was ist das für Sie als Fachperson, als Leiterin der Bieler Stadtplanung? Stadtentwicklung ist die Weiterentwicklung von Stadtraum mit seinen Wohn- und Gewerbebauten, mit seinen bebauten Flächen und seinen Freiräumen. Ökonomisch gesehen wird Stadtentwicklung auch oft in Zusammenhang mit Wirtschaftsförderung genannt. Unsere Aufgaben gehen aber darüber hinaus. Vor allem geht es darum, raumrelevante Bedürfnisse verschiedenster Akteure aufeinander abzustimmen. Wir als Stadtplanungsamt sind Teil der Stadtverwaltung. Wir arbeiten im Auftrag der Politik, bzw. der Gemeindeexekutive, für die Bevölkerung. Wir kümmern

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Leben Gesellschaft Brennpunkte Transition

Ausweis für alle – Städte können das

Ein Bankkonto eröffnen, das Kind in der Kita anmelden, einen Arbeits- oder Mietvertrag unterschreiben: für Viele von uns eine Selbstverständlichkeit, weil wir uns ausweisen können. Doch leider gibt es Menschen, auf die das nicht zutrifft. Das will der Verein City Card Biel/Bienne verändern und setzt sich deswegen für eine städtische Identitätskarte für alle ein. Andere sind schon weiter. Was will die City Card? Die City Card – nicht zu verwechseln mit den touristischen Citycards – entstammt dem Konzept des «Urban Citizienship», der sogenannten Stadtbürger:innenschaft. Die Idee: Jede Person, die in der betreffenden Stadt arbeitet und lebt, soll Zugang zu den städtischen und privaten Dienstleistungen erhalten. Zugehörigkeit und soziale Rechte sollen nicht vom Nationalstaat abhängig sein, sondern von einer lokalen Verankerung ausgehen. Genau dafür können sich Städte stark machen und dadurch der sonst sehr restriktiven nationalen und internationalen Migrationspolitik etwas entgegensetzen. Die Städte können sogenannte „Laboratorien der Demokratie und Solidarität werden“,

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Leben Natur Gesellschaft Kultur Transition Urbanismus

Kinderfreundliche Wege zum Wohle aller im Quartier

Wie könnten kinderfreundliche Strassen in einer Stadt aussehen? Unsere Autorin stellt ihre Vision im Rahmen einer kleinen Geschichte aus dem Alltag der 9-jährigen Amelie vor. Amelie ist stolz darauf, selbständig in die Stadt gehen zu können. In ihrer Gemeinde gibt es kinderfreundliche Wege ins Stadtzentrum, kombiniert mit Agrihood-Projekten in den Aussenquartieren – eine Art grosser Gemeinschaftsgärten. Jeweils ein paar hundert Haushalte können dort gratis Gemüse und Früchte beziehen – ein soziales Unterfangen für mehr Zusammenhalt im Quartier. Alle können mithelfen. Alte Häuser, freie Flächen und Parks sind miteinbezogen worden. Amelie zieht ihre Schuhe an und nimmt die Einkaufstasche vom Haken. Sie freut sich sehr, weil sie heute einkaufen darf. Sie geht aus dem Haus und biegt ein paar Meter weiter in die grosse Hauptstrasse Richtung Stadt ein. Früher war das eine vielbefahrene Strasse. Jetzt fahren hier keine Autos mehr. Die Stadtverwaltung hat die Strasse mit Hilfe der Bevölkerung umgestaltet, begrünt

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Leben Kultur Bieler Perlen Transition Urbanismus

Stadtentwicklung soft

Dass Stadtentwicklung uns alle etwas angeht, macht der folgende Beitrag von Göpf Berweger deutlich: wir sind nicht nur alle von den Veränderungen in der Stadt passiv betroffen, sondern gerade auch aufgerufen, aktiv zu einer lebenswerten Stadt beizutragen – als Teil der natürlichen Umwelt, als soziale Teilnehmer an der Gesellschaft und individuell als Menschen. Dieser Tage ist Biel für seine starken Seiten gelobt worden: kreativ sei die Stadt, aufregend, fortschrittlich, charmant-nonchalant und vieles mehr. Das mache die Stadt für alle lebenswert, trotz leerer Stadtkasse, trotz heftigen politischen Streitereien, trotz klimatischen Warnzeichen. Biel sei halt doch die schönste, die unkonventionellste Stadt der Schweiz, lebenswert für alle. Allerdings, so scheint es, machen die weltweiten Krisen sich auch in Biel bemerkbar. Die neusten kriegerischen Konflikte in der Welt verunsichern viele. Die Klimakrise hat sich mit dem Hochwasser 2021 bedrohlich bemerkbar gemacht. Die Toleranz für Migrant*innen und Geflüchtete ist nicht mehr so selbstverständlich. Der wachsende

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Bildung und Wissen Leben Gesellschaft Transition

Frieden beginnt beim Zuhören

In einer Welt, die oft von Vorurteilen und Ausgrenzung geprägt ist, stellt sich die Frage: Was geschieht in unseren Köpfen, wenn wir auf andere treffen? Die Antwort offenbart ein komplexes Geflecht aus Abwehrmechanismen, die meist auf Angst basieren. Doch es gibt Hoffnung auf Veränderung. Indem wir uns bewusst werden und den Mut finden, unsere eigenen Mauern des „Othering“ niederzureissen, können wir nicht nur zu einem tieferen Verständnis anderer gelangen, sondern auch zu innerem Frieden. Wie schauen wir «andere» an? Wie schauen wir den Mann an der Kasse oder unsere Nachbarin an, die Person, die uns gerade entgegenkommt, im Zug vis-à-vis sitzt? Die etwas anders macht, etwas anders sagt, vielleicht auch in einem anderen Ton…? Geben wir dem Gegenüber in solchen Situationen überhaupt eine Chance, zeigen zu können, wer er oder sie ist? Oder haben wir das bereits selber abgeklärt, entschieden, abgestempelt und bestätigt, ohne dass wir mit diesem Gegenüber in

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Leben Gesellschaft Transition

„Ich wünsche mir, dass sich jeder Mensch ein Stück mehr lieb hat“

8 155 241 331 Menschen bevölkern diese Welt. Sieben davon sind in Biel zusammengekommen und teilen bei einem von unserer Autorin organisierten Generationentreffen ihre Erfahrungen, Ansichten und Wünsche zum Thema Frieden. Ein leerer Raum, ein vorbereiteter Stuhlkreis, gleich kommen sie. Einen Moment ist es still, dann klingelt es. Die 48-jährige Jolanda Giardiello tritt ein und hält der jüngeren Nusa Schneider die Tür auf. Das sei selbstverständlich, keine grosse Tat, sagt sie darauf angesprochen, viel eher ein Versuch, kleine, positive Handlungen in den Alltag zu integrieren. Petra Schmitz steht dicht hinter den beiden Frauen und bemerkt umgehend: „Die Grösse der Tat spielt keine Rolle, jede Handlung im Willen für Gutes hat Wert.“ Ursprung Zum Einstieg die Frage, wo sich für die hier Versammelten im Alltag Unfrieden bemerkbar mache. „Im Druck der sozialen Netzwerke“, sagt die zwanzigjährige Nusa gerade heraus: „Genauso sein und aussehen zu müssen, wie die Ideale im Netz, ist

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Bildung und Wissen Krieg Leben Gesellschaft

Krieg der Narrative

Dem Krieg auf dem Schlachtfeld geht ein Krieg ums Narrativ, um die Deutungshoheit voraus. Wie funktioniert das und was können wir dagegen tun? Martina sitzt auf der Eiche Worte sind einfache und im Alltag sehr praktische Konzepte, die uns Kommunikation und Austausch ermöglichen. Nun ist es sehr wichtig, den Unterschied zwischen Konzept und Realität, resp. zwischen Worten und der Realität dahinter zu verstehen. Beispiel: „Eiche“ ist ein sehr praktisches Konzept um die Realität dahinter zu beschreiben, nämlich das, was eine Eiche ist und tut: spriessen, wachsen, einen Stamm mit Rinde bilden, Blätter und Eicheln produzieren, Holz und Schatten spenden. Ob nur einen oder zehn Meter gross, ob sie Blätter trägt oder nicht, stark oder kümmerlich ist, viele Äste trägt oder nur wenige: es ist immer eine Eiche! Das Wort „Eiche“ ist also das starre Konzept einer lebendigen Wirklichkeit dahinter. Anderes Beispiel: es ist äusserst praktisch, Menschen Namen zu geben, wie

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Leben Gesellschaft Brennpunkte Kultur Bieler Perlen Transition

Stille als kraftvolles Friedens-Zeichen

Jeden ersten Montag im Monat – und das schon seit 11 Jahren – laden Samuel Cacciabue und Rahel Schweiter zu einem halbstündigen Stillekreis vor dem Bieler Bahnhof – aus Protest gegen die herrschende Asylpolitik und vor allem als Zeichen der Solidarität mit den Flüchtlingen. Vision 2035 hat nachgefragt, was sie dabei erleben, wie diese Form des friedlichen Protestes wirkt und ob sie nicht auch manchmal lieber laut schreien würden. Dazu eingestreute Ausschnitte aus den Einladungsmails. „Es ist der Wille zum Frieden, der uns motiviert. Wir stehen ein für Menschlichkeit und Würde im Umgang mit den Menschen, die zu uns kommen. Wir sind verbunden mit denen, die sich in der Welt aufrichten zum Frieden.“ Angefangen habe alles einst mit Franziskanermönchen im französischen Toulouse, erzählt Samuel Cacciabue. Sie protestierten dort 2007 zum ersten Mal mit einem Kreis der Stille gegen den unmenschlichen Umgang mit den Menschen in Ausschaffungszentren. Wie ein Lauffeuer verbreitete

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Leben Gesellschaft Transition

Was Krieg und Frieden mit Männlichkeit zu tun haben

Krieg und Gewalt sind im wesentlichen männliche Attribute, Frieden und Friedfertigkeit werden eher dem Weiblichen zugeordnet. Doch was steht der männlichen Friedfertigkeit eigentlich im Weg? Sind es die noch immer wirkenden patriarchalen Muster in unserer Gesellschaft? Ein Interview mit Markus Theunert, Leiter von maenner.ch, dem Dachverband progressiver Schweizer Männer- und Väterorganisationen, darüber, wie Männer von heute zur Verbesserung der Situation beitragen können und was es sonst noch dafür braucht. Was machen Männer falsch? – So muss man sich fragen, wenn wir an all die schrecklichen Kriege und Konflikte in jüngster Zeit denken. Das brutale Regime der Taliban in Afghanistan ist primär von Männern durchgesetzt. Für den mörderischen russischen Angriff auf die Ukraine ist Putin zum männlichen Sinnbild geworden, und für die Verteidigung und den Gegenangriff der Ukraine Selenski zum männlichen Ebenbild. Für die verabscheuungswürdigen terroristischen Überfälle der Hamas auf Israel sind, sowohl was die Planung als auch die brutale Durchführung

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Bildung und Wissen Leben Gesellschaft

Kein Frieden ohne Gerechtigkeit

Das schweizerische Bürgerrecht grenzt einen Viertel unserer Mitbewohner*innen aus. Das ist ein demokratischer Skandal, den die Demokratie-Initiative jetzt angeht. Ein friedliches Zusammenleben setzt eine angemessene demokratische Inklusion voraus. Oft hören wir diesen Ruf: «Kein Frieden ohne Gerechtigkeit!», in Demos, in Diskussionen oder anderen aktivistischen Artikeln. Und tatsächlich: er fasst ein wichtiges Prinzip zusammen. Frieden ist viel mehr als die Abwesenheit von Krieg oder sichtbarer Gewalt. Frieden setzt ein gewisses Mass an sozialer und politischer Gerechtigkeit, an Freiheiten und sozialen und politischen Rechten voraus. Oft denken wir dabei an Menschen im Ausland, die unter verschiedenen Diskriminierungen und Ausgrenzungen leiden. Und wir solidarisieren uns entsprechend, organisieren Unterstützungskomitees, Demos und andere Aktionen, um Gerechtigkeit einzufordern. Gleichzeitig sind wir seit Jahrzehnten so durch die rechtsreaktionäre Hetze gegen die Ausländer:innen dominiert und eingeschüchtert – man denke an die Initiativen gegen die «Überfremdung» in den 1970er-Jahren, ausländerfeindliche Initiativen der SVP, zuletzt die neue Volksinitiative gegen die

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