Bereits zum zweiten Mal findet am 9. März der Anlass «Biel in Transition» statt. Im Interview erzählen ein paar der Organisatorinnen und Organisatoren, warum sie sich für diesen Anlass engagieren, was Wandel für sie persönlich bedeutet und wie sie sich Biel in 20 Jahren vorstellen.
Ihr gehört zu den MitorganistorInnen des Transitions-Anlasses vom 9. März. Warum?
Andreas: Die Frage, in welche Richtung sich unsere Gesellschaft entwickeln soll, betrifft uns alle. Wir kommen gar nicht um das Thema Transition herum. Wir müssen uns wandeln, denn wenn wir nichts tun, geht die Welt kaputt. Entweder wir finden unseren Weg hin in eine nachhaltige Zukunft oder wir werden keine Zukunft haben.
Martin: Ce qui m’intéresse, c’est de montrer que Bienne participe à ce mouvement mondial de la Transition. J’ai envie d̓apporter une petite pierre à cet édifice du développement durable et faire en sorte qu’en Suisse, et en particulier à Bienne, les choses bougent et que les gens réalisent que chacun·e peut faire quelque chose à son niveau.
Lukas: Für mich war bereits in den 1990er Jahren im Nachgang zu Rio klar, dass Nachhaltigkeit ein zentrales Thema sein muss. Nicht nur global, sondern vor der Haustüre. 1993/1994 habe ich in Biel Zukunftswerkstätten organisiert, wo es um die Frage ging, in welche Richtung sich die Stadt verändern soll. Daran wollte ich seit Längerem anknüpfen und als ich letztes Jahr mitbekam, dass ein Transitions-Anlass stattfinden sollte, war für mich klar, dass ich mich dort engagiere. Für mich war auch klar, dass es nicht beim Einzelevent bleiben darf, sondern dass es einen längerfristigen Prozess braucht, um wirklich eine Bewegung entstehen zu lassen.
Was bedeutet Wandel für euch persönlich?
Aline: Für mich ist Wandel das Bewusstsein dafür, dass ich sorgfältig mit den vorhandenen Ressourcen umgehe. Dass ich mich immer damit auseinandersetze, wie ich lebe, wie ich konsumiere und mich auch immer wieder frage, wie viel und was ich effektiv brauche. Dabei ist es mir aber auch wichtig, dass das ganze lustvoll bleibt, indem ich zum Beispiel meine Kreativität walten lasse, um ein unnachhaltiges Produkt oder Verhalten durch etwas Nachhaltiges zu ersetzen – und dass ich mich mit anderen zusammentue.
Martin: Pour moi, ce sont des actions quotidiennes à tous les niveaux: chez soi, à la maison, en modifiant sa consommation, en achetant en vrac, de seconde main, en consommant moins, en ne mangeant plus ou moins de produits animaliers ; au travail, en abordant ces questions avec les collègues et en suggérant des modifications, par exemple en remplaçant les gobelets jetables de la machine à café par des tasses ; et aussi dans la rue, en exigeant du soutien poli- tique pour un monde différent, par exemple avec des événements comme les « masses critiques », ces manifes- tations mondiales de cyclistes qui réclament des routes mi- eux aménagées pour les petites reines.
Andreas: Wandel bedeutet für mich das Notwendige zu tun, damit diese Welt nicht kaputt geht. Konkret geht es darum, bei all meinen Handlungen zu überlegen, welche Auswirkungen sie haben und dementsprechend zu handeln. Wenn ich beispielsweise weiss, dass viele Lebensmittel ir-gendwo und unter unwürdigen Bedingungen produziert und um die ganze Welt transportiert werden, versuche ich, möglichst regional und nachhaltig einzukaufen. Das heisst letzten Endes nichts anders als die Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen.
Gibt es ein Transitions-Thema, das euch besonders am Herzen liegt?
Lukas: Mir ist es besonders wichtig, dass wir den Verbrauch von fossilen Energien so rasch wie möglich drosseln. Denn einerseits sind es endliche Energien und andererseits sind sie für den Klimawandel verantwortlich, da sie eingeschlossenes CO2 in atmosphärisches CO2 umwandeln.
Andreas: Das Ressourcenthema liegt mir sehr am Herzen und auch das Thema Tiere. Für Tiere setzen sich viel zu wenig Menschen ein. Ich denke in dem Zusammenhang auch an den Fleischkonsum, das Leiden der Tiere in der Fleischproduktion und die enormen Auswirkungen der Fleischproduktion auf unsere Umwelt.
Aline: Was mich besonders motiviert, ist das Thema Ernährung. Ich möchte, dass es uns gelingt, unabhängiger zu werden von Grosskonzernen und alternative Systeme aufzubauen, die nicht mehr von einem anonymen globalen und sehr krisenanfälligen Weltmarkt abhängen. Systeme, die mit den Ressourcen arbeiten, die wir hier vor Ort haben. Und dass wir diese Ressourcen, z.B. die Erde, so nutzen, dass sie gesund bleibt und uns langfristig mit Lebensmitteln versorgen kann.
An welchen konkreten Projekten seid ihr beteiligt?
Andreas: Ich gehöre zu den Verantwortlichen der Zeitung «Vision2035» – das ist schon sehr viel Arbeit (lacht). Zudem nehme ich regelmässig am Transition-Tisch im Gärbi teil und helfe mit, den Anlass am 9. März zu organisieren. Andere Projekte sind in der Pipeline, aber noch nicht spruchreif. Und ich meditiere seit vielen Jahren – was letztlich nichts anderes bedeutet als hinzuschauen, was im eigenen Geist passiert. Man muss die eigenen eigenen Verhaltens- und Gedankenmuster kennen, damit man auch sein Verhalten nachhaltig ändern kann. Deshalb ist die Innere Transition auch in der globalen Bewegung ein wichtiges Thema.
Aline: Ich gehöre zu den InitiantInnen des Transitions-Tisches, der jeden zweiten Dienstag im Monat im «Gärbi – Breihaus» stattfindet und wo sich alle, die sich für Transition interessieren, unverbindlich treffen und austauschen können. Für mich ist es zentral, dass wir uns begegnen, stimulieren, unterstützen, motivieren können. Aus dem gleichen Grund habe ich bereits den Anlass vom letzten Jahr mitorganisiert. «Biel in Transition» soll nicht nur die vernetzen, die bereits etwas machen, sondern vor allem auch diejenigen abholen, die sich gerne engagieren möchten, aber noch nicht genau wissen wie und wo. Zudem haben wir vor ein paar Wochen ein Projekt gegen Lebensmittelverschwendung lanciert, das aber noch nicht spruchreif ist.
Martin: Je m’engage pour « time trade », un système d’échange local (SEL), dans lequel l̓unité d̓échange est le temps, au lieu de l’argent, et dont le temps de chacun·e a la même valeur. Je m’investis également dans des associations qui exigent un monde plus juste pour les animaux et qui promeuvent le véganisme. Enfin, je participe à la création du réseau de la Transition par la rédaction des info- lettres et l̓organisation de la « Perspectiva » en mars.
Lukas: Ich engagiere mich für das Netzwerk Transition Biel Bienne und die Website www.transitionbielbienne.ch. Ansonsten bin ich derzeit nicht so aktiv, da ich mein Studium zu gesellschaftlicher Transformation in Flensburg abschliesse. Das Studium ist die Grundlage, die ich mir noch holen wollte, um danach gezielt aktiv werden und gesellschaftliche Transformation in der Region unterstützen zu können. Für mich ist es zentral, dass die bestehenden Projekte mehr wahrgenommen werden und dass daraus eine Bewegung entsteht. Nur so lässt sich die Kraft entwickeln, die es braucht, um im grösseren Rahmen Einfluss nehmen zu können – sei es politisch oder wirtschaftlich.
Wie erlebt ihr die Transitionbewegung in Biel?
Aline: Ich finde, Biel ist sehr kreativ. Es gibt so viele spannende Gemeinschaftsprojekte z.B. im Bereich der Gemeinschaftsgärten, das Gärbi Breihaus, wo es um einen bewussten Umgang mit Nahrung geht und das ein Treffpunkt ist für viele. Oder das Haus pour Bienne, das sich vor allem für die Integration stark macht,dieZeittauschbörse etc. Ich glaube Biel ist sehr kreativ und offen, deshalb gibt es hier sehr viele solche Initiativen. Derzeit sind sie aber noch sehr lose unterwegs. Schön wäre, es würde daraus ein Netzwerk oder sogar eine Bewegung entstehen.
Lukas: Ich erlebe die Bewegung in Biel als sehr bunt, vielfältig und viel aktiver als auch schon. Doch vieles ist noch sehr individuell inspiriert und von Einzelpersonen abhängig. Da mehr Kooperation und gegenseitige Unterstützung hinzubringen wäre super.
Wo seht ihr Biel in 20 Jahren?
Andreas: Meine Vision von Biel ist eine Stadt, die bis dahin autofrei ist und wo viele Themen wie nachhaltiger Konsum, biologische Ernährung, regionale Wirtschaftskreisläufe selbstverständlich geworden sind.
Aline: Meine Vision von Biel ist eine autofreie Stadt mit viel öffentlichen Flächen, Begrünung, Begegnungszonen. Ein kreatives und lebendiges Biel, das es geschafft hat, wirklich zu einem Begegnungsort zu werden für die EinwohnerInnen der Stadt und der Region.
Martin : Je rêve d̓une ville dans laquelle il n’y a que des vélos, des piétons et des transports publics, dans laquelle il n̓y a que des petit·es artisan·es, mais plus de supermarchés. Une ville qui ne connait pas la publicité, mais qui regorge d’espaces verts… Ça serait déjà pas mal.
Pascale Schnyder arbeitet bei der NGO Brot für alle und ist Mitorganisatorin der Perspectiva. Zum Ausgleich unterrichtet sie Yoga und verlüftet den Kopf im Garten, im Wald und in den Bergen.