Im Längholzwald bei Biel sollen nächsten Winter 700 Bäume auf einer Fläche von rund zehn Hektar «gerodet» werden. SP-Stadträtin Susanne Clauss reichte Anfangs Januar die Petition «Stoppt den Kahlschlag im Längholzwald» mit über 1500 Unterschriften beim Berner Regierungsrat ein. Am 1. April druckte das «Journal du Jura» den von 64 Bürger·innen unterzeichneten offenen Bürger·innen-Brief zum Erhalt des Naherholungsgebietes Längholzwald. Beim den zuständigen Forstingenieur·innen gelten momentan im Längholzwald Douglasie, Kirsche und Bergahorn als klimaresistente Zielbaumarten. Es gelte, Buchen und Fichten zugunsten der Ahorne und Eichen zu reduzieren. Auch werden Alt- und Totholzinseln ausgeschieden.
Am 12. März erhielten die Bäume, die gefällt werden sollen, ein Gesicht. Rund 10 Waldlieberhaber·innen um Sarah Kunz initiierten ihre Idee, dem Langholzwald ein Gesicht zu geben. Die Künstlerin Bettina Pittaro, die Workshops anbietet, um mit Tonerde Gesichter zu gestalten, war beratend und erklärend dabei. Sarah Kunz: «Einem Baum ein Gesicht zu geben, soll zeigen, dass ein Baum mehr als nur Holz ist und der Wald ein Eigenleben hat. Es soll berühren und wachrütteln! In kurzer Zeit stand der Plan fest und wir haben 1 Tonne Tonerde organisiert und Flyer/Plakate gedruckt!».
Ziel der Waldhelfer·innen ist ein Kompromiss mit dem Staatsforst zu finden, damit die 700 Bäume nicht gefällt werden, da dies einem Kahlschlag gleiche. Viele Anwohner·innen halten den Kahlschlag ökologisch für nicht vertreterbar, gerade in der heutigen Zeit der Klimaveränderung. Wälder müssten geschützt und aufgeforstet werden.
«Wir gaben dem Wald ein Gesicht!»
Die Aktion wurde ein voller Erfolg, und fand ein grosses mediales Echo. 300 Bäume erhielten ein Gesicht und mindestens 250 Menschen sind erschienen. Die ganze Aktion hat eine Bewegung ins Leben gerufen, die nun regional Aufmerksamkeit erlangte. Sarah Kunz: «Eine Woche nach der Aktion hatte ich das Verlangen, dem Staatsforst und dem Regierungsrat ein Gesicht zu schenken. So brachte ich in den frühen Morgenstunden eine Holzlatte mit Gesicht nach Bern zu Herrn Amman und eine nach Münsingen zum Staatsforst. Dazu ein persönlicher Brief mit unseren Anliegen. Der Staatsforst hat mit mir Kontakt aufgenommen und es wurde mittlerweile eine Interessensgemeinschaft für die Wälder des Kantons Bern gegründet. Wir bleiben dran und sind optimistisch!»
Online-Artikel für Vision2035. Text und Bilder: Alain Bopp.