Am 26. August 2022 lancierte eine breite Allianz aus lokalen und kantonalen Gruppierungen und Parteien die Stadtklima-Initiative Biel. Sie schafft den notwendigen Platz für ein Biel, das sich dem veränderten und sich weiter verändernden Klima anpassen kann. Während zehn Jahren soll jährlich mindestens 1% der Strassenfläche umgewandelt werden: Eine Hälfte davon wird entsiegelt und begrünt. Die andere Hälfte wird dem Fuss-, Velo- sowie öffentlichen Verkehr zur Verfügung gestellt.
Mit der Klimaerwärmung nimmt in der Schweiz sowohl die Anzahl Hitzetage als auch die der Tropennächte zu. Besonders betroffen sind dabei die Städte: Strassenflächen und Gebäude strahlen die Hitze ab und erschweren das Abkühlen in der Nacht. Trockenheit und Hitze hinterlassen dabei deutliche Spuren in unseren Grünflächen. Aber nicht nur die Bäume leiden unter den veränderten Bedingungen: Spätestens seit dem Hitzesommer 2003 steht auch die Gesundheit der Menschen im städtischen Raum im Vordergrund. Wenn die Abkühlung fehlt, erholt sich der Körper weniger gut. Darunter leiden vor allem ältere und pflegebedürftige Personen.
In den vergangenen Jahrzehnten wurde die Fläche des öffentlichen Raums mit Strassen und Plätzen wortwörtlich zugepflastert. Die Strassenoberfläche strahlt die Wärme ab, es bilden sich Hitzeinseln. Die Versiegelung des Bodens verhindert auch, dass das Regenwasser in den Boden dringt. Anstatt dass das Wasser den Pflanzen zur Verfügung steht oder ins Grundwasser gelangt, fliesst es auf der Strassenoberfläche ab. Mit den zunehmenden starken Niederschlägen nimmt damit auch das Risiko von Gebäudeschäden zu.
Wir müssen deshalb wieder mehr Raum für Grünflächen schaffen. Mit der Entsiegelung der Oberfläche erhitzt sich die Umgebung tagsüber weniger schnell und kühlt am Abend schneller ab. Mehr Wasser kann versickern und steht Bäumen zur Verfügung. Bäume kühlen die Umgebung zusätzlich und spielen deshalb eine wichtige Rolle, wenn es um ein angenehmes Stadtklima geht. Anstatt das Wasser über eine verbaute Oberfläche schnell abfliessen zu lassen, sollte es im Boden bleiben, um in trockeneren Zeiten den Pflanzen zur Verfügung zu stehen.
Es geht um die Fläche
von drei Fussballfeldern pro Jahr
Mit der Forderung nach einer Umwandlung von jährlich mindestens 1% der Strassenfläche schafft die Stadtklima-Initiative den nötigen Platz, um den öffentlichen Raum an die Anforderungen eines wärmeren Klimas anzupassen. Eine erste Schätzung ergab eine Strassenfläche von ungefähr 1,8 Millionen Quadratmetern auf dem Stadtgebiet von Biel, gefordert ist also die Umwandlung von gut 18‘000 Quadratmetern im Jahr. Das entspricht ungefähr der Fläche von drei Fussballfeldern.
Der öffentliche Raum wurde in den vergangenen Jahrzehnten hauptsächlich für den motorisierten Verkehr gestaltet. Das wird so nicht mehr gewollt, wie der Widerstand gegen Strassenprojekte wie den Westast in Biel gezeigt hat. Der begrenzte Raum im städtischen Gebiet muss effizienter genutzt werden. Fussverkehr und Velo sind für die kurzen Distanzen in einer Stadt bestens geeignet, benötigen weniger Platz und verschmutzen die Luft nicht.
Ein zentrales Element für die Förderung des Langsamverkehrs ist eine gut ausgebaute Infrastruktur: Sichere Trottoirs und Strassenüberquerungen, breite Velowege, Abstellplätze für Lastenvelos. In den Quartieren, wo es teilweise sogar für Trottoirs zu wenig Platz hat, kann mit Begegnungszonen die Sicherheit erhöht werden. Dies gilt vor allem für Stellen mit viel Fussverkehr, allen voran in der Umgebung von Schulhäusern.
Eine gute Erreichbarkeit der Innenstadt zu Fuss, mit dem Velo und dem öffentlichen Verkehr ist zentral für eine lebendige Stadt. Die Stadtklima-Initiative will den Platz schaffen, der dafür nötig ist. Mit einer konsequenten Förderung von energieeffizienteren Mobilitätsformen machen wir einen notwendigen Schritt für den Klimaschutz, bekämpfen unnötigen Lärm und erhöhen die Aufenthaltsqualität in der Stadt.
Breite Allianz, nationale Strategie
Die Stadtklima-Initiative von umverkehR wurde schon in acht Schweizer Städten lanciert. umverkehR ist eine schweizweite verkehrspolitische Organisation, die sich für ein Umdenken in der Mobilitätspolitik einsetzt.
Wie in den anderen Städten auch lanciert eine breite Allianz die Initiative in Biel. Mit dabei sind die Grünen, SP/PS, EVP, Passerelle, JUSO, Pro Velo Biel, VCS Bern, Fussverkehr Bern, WWF Bern und der Vogelschutzverein CEPOB. In Biel werden etwas mehr als 2000 Unterschriften benötigt, um die Initiative einzureichen. Zeithorizont: Februar 2023.
Mit der Initiative schaffen wir einen klimaangepassten öffentlichen Raum. Der heisse Sommer 2022 hat einmal mehr gezeigt, dass wir jetzt handeln müssen.
Text: Stefan Rüber lebt seit Abschluss seines Studiums in Volkswirtschaft in Biel und engagiert sich seit sieben Jahren bei den Grünen für eine nachhaltigere Gesellschaft
Link zu www.stadtklima-biel.ch
Wer die Stadtklima-Initiative unterstützen möchte, kann hier unterschreiben: www.stadtklima-biel.ch oder www.climaturbain-bienne.ch
Link zu www.climaturbain-bienne.ch
Ceux qui souhaitent soutenir l'initiative pour le climat urbain peuvent signer ici : www.stadtklima-biel.ch ou www.climaturbain-bienne.ch