Mitwirkung: Vom Taxifahrer zur Schülerin

Das Bahnhofgebiet ist ein lebendiges Viertel. Es funktioniert einerseits als regionale Mobilitätsdrehscheibe: Unterschiedlichste Menschen nehmen den Zug zur Arbeit oder in die Ferien, steigen vom Zug auf den Bus um, holen Freunde ab, parkieren das Velo oder das Auto, nehmen ein Taxi oder nutzen Shared-Mobility-Angebote. Andererseits wird hier auch gegessen, und am Abend der Norden zum Ausgehort. Das ganze Gebiet stösst heute jedoch an seine Kapazitätsgrenze. Zudem bringen die Entwicklungen auf der Seeseite des Bahnhofs (Switzerland Innovation Parc, Campus BFH, BFB, etc.) neue Anforderungen und Möglichkeiten mit sich. Statt einzelne losgelöste Massnahmen umzusetzen, will die Stadt Biel das Gebiet ganzheitlich analysieren und neu denken. Das daraus entstehende Nutzungskonzept dient dann als Planungsgrundlage für alle künftigen Projekte zur Weiterentwicklung des Bahnhofgebiets.

Bedürfnisse abholen und priorisieren

Damit bestehende und künftige Bedürfnisse gut aufeinander abgestimmt werden, erarbeitet die Stadt Biel das Nutzungskonzept in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung und den Dienstleistenden im Quartier. Das Ziel war, eine breite Bandbreite an Menschen zu erreichen, die das Bahnhofgebiet unterschiedlich nutzen – sei es als Taxifahrer, als Restaurantbetreiberin, als Velofahrer oder als Fussgängerin. An insgesamt vier öffentlichen Foren (2022-2024) mit jeweils zwischen 50 und 80 Teilnehmenden konnten alle interessierten Personen Inputs zu den Planungsarbeiten geben. In verschiedenen Runden wurden die Anliegen und Bedürfnisse der Teilnehmenden an Tischen von jeweils sechs Personen diskutiert. Zum Schluss wurden die Empfehlungen aus den Tischdialogen priorisiert. 

Ein Bahnhofgebiet für alle

Eine sogenannte Spurgruppe aus rund 20 ausgewählten Personen, die die verschiedenen Anspruchsgruppen im Gebiet repräsentieren, begleitete die gesamte Mitwirkung. So konnte der Prozess laufend angepasst werden. Es wurde beispielsweise entschieden, die Bedürfnisse gewisser Bevölkerungsgruppen wie „junge Leute“ und „marginalisierte Menschen“ gezielt abzuholen, da sie an den Foren kaum repräsentiert waren. Im November 2022 wurde in Zusammenarbeit mit der Gassenarbeit eine Umfrage vor Ort bei den Personen durchgeführt, die sich fast täglich auf dem Bahnhofplatz oder Robert-Walser-Platz aufhalten. Im Juni 2023 konnten Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums „Bienne-Jura bernois“ und der BFB an verschiedenen Workshops ihre Bedürfnisse an das Bahnhofgebiet einbringen.  Viele Schülerinnen und Schüler reisen aus dem Berner Jura mit dem ÖV an. Die zum Teil engen Verhältnisse im sogenannten Post-Tunnel rechts vom Bahnhof werden bemängelt. Eine Mehrheit der Teilnehmenden wünscht sich zudem mehr Angebote auf dem Robert-Walser-Platz zum „Chillen“ und Essen, sowie mehr grüne Flächen.

Das Nutzungskonzept als Planungsgrundlage 

Wichtige Rückmeldungen aus den Foren und Workshops waren beispielsweise die Belebung des Robert-Walser-Platzes, das Thema Stadtklima zur Erhöhung der Aufenthaltsqualität oder die Entlastung des Bahnhofplatzes vom Durchgangsverkehr. Alle Rückmeldungen und Empfehlungen wurden in das Planungsverfahren aufgenommen. Nun ist der Entwurf des Nutzungskonzepts in einer öffentlichen Ausstellung vom 12. bis 21. Juni 2024 ausgestellt. Bis Ende 2024 wird das Nutzungskonzept von der Stadtplanung finalisiert.