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Ist Frieden möglich?

Das Büro für Neue Politik hat nach den Voraussetzungen und Bedingungen für einen stabilen Frieden geforscht. Es ist der Frage nachgegangen, was für politische Rahmenbedingungen notwendig sind, dass der demokratische Grundsatz «Unus pro omnibus, omnes pro uno» (einer für alle, alle für einen) konsequent umgesetzt wird und Wohlstand und Wohlfahrt für alle garantiert sind.

Das Büro für neue Politik

ro für Neue Politik

Breit abgestützt ist von der Bevölkerung und von Fachleuten die Erkenntnis, dass Gruppen, in denen die Menschen einander zuhören und aufeinander zugehen und in denen für das Wohl aller gesorgt ist, am stabilsten sind. Uns ist es in Gemeinschaften wohl, in denen alle Sichtweisen angehört und in Entscheiden alle Aspekte berücksichtigt werden. Demokratien halten das Gemeinwohl hoch. In der Präambel der Schweizerischen Verfassung ist dies auch explizit ausformuliert. Wir sind eine Konkordanz- und Konsensdemokratie.

Umso erstaunlicher ist es, dass der politische Alltag und das Zusammenleben oft von Kampf geprägt sind. Warum hören die Menschen einander nicht zu? Leider herrschen in der Welt noch herrschaftliche Verhaltensmuster vor. Unter Herrschaft wird «bestimmen und bestimmt werden» verstanden. Menschen scheinen richtig ungeübt zu sein, miteinander einvernehmliche Gespräche zu führen und konsensuale Abmachungen zu treffen. Weil die Debatten oft sehr lange dauern, wird gerne mit Mehrheitsentscheiden ausgemacht, welche Lösungen umgesetzt werden sollen. Der politische Alltag ist davon geprägt. Die überhörten Stimmen kommen irgendwann wieder auf die politische Agenda. In der herrschaftlichen Welt drehen wir uns im Kreis. Die Welt hat es noch nicht wirklich geschafft, gemeinschaftlich Probleme zu lösen. Wir wissen aber: Systeme, denen es gelingt, Abstimmungen mit 100 Prozent aufrichtiger – und nicht erzwungener – Zustimmung durchzuführen, lösen Probleme am effektivsten. 

In unserer globalen Welt ist eine 100 %-Politik eine grosse Herausforderung. Es würde nicht ausreichen, nur in Betriebskonzepten oder Gesetzbüchern 100 %-Moderation und einvernehmliche Kommunikation schriftlich festzulegen. Die Kultur muss auch im Privaten, Geschäftlichen und Öffentlichen von allen gelebt werden. Wir müssen einander überall zuhören. Noch herrscht in unserer modernen Welt das Denken in «oben und unten», in «rechts und links» oder in «entweder – oder» vor. Gerne wird polarisiert. Eine wirksame Friedensarbeit erfordert ein Umdenken sowohl im Grossen wie auch im Kleinen. 

Immer wieder wird die 100 %-Politik von Menschen, die sie nicht kennen, als utopisch abgestempelt. Wie kann eine Gruppe von tausenden oder eine Welt von Milliarden von Menschen konsensuale Entscheide treffen? In einer Kultur, die von Debatten und Wahlkampf geprägt ist, ist es schwer vorstellbar, dass die Menschen und die Menschheit einig werden könnten. Es geht ja darum, die eigenen Standpunkte durchzusetzen. Eine 100 %-Politik baut auf einer ganz anderen Grundlage auf. Alle Beteiligten sind von Anfang an bestrebt, das Problem zu durchdringen, Problem-Aspekte zu benennen und Lösungen zu entwickeln, die nachhaltig sind. Nicht Antworten, sondern Sichtweisen sind gefragt. Durch die Fragehaltung entsteht eine ganz andere Gesprächskultur. Debatten weichen Dialogen. Wer eine solche Vorgehensweise erfahren darf, weiss, dass 100 %-Entscheide im Kleinen wie auch im Grossen gelingen. Mit der alten Hick-Hack-Politik hat die 100 %-Politik nichts zu tun. 

Die persönliche Verhandlungs- und Kommunikationsfähigkeit ist eine wichtige Voraussetzung für die fragende Haltung. Kränkungen und Verletzungen aus der Kindheit und herrschaftliche Umgangsformen im Zusammenleben drängen uns zu unbezogenen und egoistischen Verhaltensweisen und versetzen uns in Kampfmodus. Wir kämpfen für unsere Anliegen. Werden wir in unseren Bedürfnissen chronisch überhört, werden wir krank. Das Leben zu hinterfragen und das eigene Denken, Handeln und Fühlen zu reflektieren, ist für den Aufbau der offenen Gesprächshaltung und die Freilegung von Mitgefühl sehr wichtig. Wir müssen auch die belastenden Erfahrungen aus der Kindheit aufarbeiten, die uns an der Gewaltfreiheit der Menschheit zweifeln lassen. 

Es ist gut, wenn wir unseren Kindern schon früh lernen, was ein glückliches Leben und ein friedvolles Miteinander ermöglicht. Auch ist es hilfreich, ihnen Werkzeuge für die einvernehmliche Beziehungsgestaltung mitzugeben. Bildung und Erziehung sollte mehr sein, als nur Tradiertes weiterzugeben. Es ist auch bedeutsam, Perspektiven mit den jungen Menschen zu erschliessen, die ihnen das Rüstzeug für die Verbesserung der Welt zur Hand gibt. Das Wichtigste im Umgang mit den Kleinen ist die Aufmerksamkeit. Wir sollten mit möglichst freiem Herzen für unsere Nachkommen da sein. Erziehung und Bildung geschieht in der Beziehung. Deshalb ist es auch die Pflicht der Mütter und Väter, der Lehrerinnen und Lehrer, der Erzieherinnen und Erzieher usw. stetig an der eigenen Beziehungsfähigkeit zu arbeiten. Eine gesunde Autorität und ein friedvolles Vorbild sind wir dann, wenn wir mit uns und den Mitmenschen verbunden sind und unsere herrschaftliche Prägung überwunden haben. Das Büro für Neue Politik initiierte 2018 das Bildungsprojekt Lernwält. Das Bildungshaus vermittelt Jung und Alt Friedenswissen, stärkt die Friedensfähigkeit und schult Menschen im Friedenshandeln. 

Friedensarbeit ist eine gemeinsame Aufgabe. Sicher ist der persönliche Frieden eine wichtige Voraussetzung. Letztendlich ist es aber die Gesellschaft als Ganzes, die bestimmt, ob Frieden gelebte Realität ist oder eine unrealistische Utopie bleibt. Wird nicht miteinander daraufhin gearbeitet, dass wir lebendige Denkmäler für Frieden erschaffen können, bleibt Frieden museal. Die Denkmäler, die an die Heldentaten erinnern, versteinern und zerfallen mit der Zeit. Tagtäglich sind wir aufgefordert, Frieden zu leben und an einer Kultur der Toleranz und des Respekts zu arbeiten. Die künstlerische Freiheit, Kreativität und Kokreation sind die Ressourcen, die es für Frieden braucht. Dialog und kollektive Fürsorge sind soziales Plastizieren. 

Es ist zu hoffen, dass sich möglichst viele Menschen vom Fanatismus abwenden und mithelfen, Mauern zwischen Menschen ab- und Brücken zwischen Völkern aufzubauen. Erst wenn wir jede Geisteshaltung als einen Aspekt des Ganzen verstehen, können wir einander offen begegnen. Wir brauchen keine Besserwisserei für einen stabilen Frieden. Wir brauchen Verständnis. Und wir können beginnen, dies tagtäglich zu leben. 

Denis Marcel Bitterli studierte an der Universität Basel Geschichte und Geografie. Ausbildung zum Primarlehrer und Künstler. Weiterbildung zum Schulleiter, Mediator, Moderator, Maltherapeut. Seit 1991 ist Denis Marcel Bitterli in der Friedensarbeit tätig. Mit dem Büro für Neue Politik setzt er sich international für Demokratie ein.

Fotos: Denis Marcel Bitterli

Das Büro für Neue Politik

Das Büro für Neue Politik wurde 2020 von Denis Marcel Bitterli ins Leben gerufen. Hauptanliegen sind die 100 %-Politik und der Aufbau einer globalen Friedenslandschaft. Mit dem Neuen Parlament und dem Oltener Stammtisch bietet das Büro für Neue Politik die Möglichkeit, 100 %-Politik kennenzulernen und zu üben.

Weitere Projekte sind:
Lernwält - Bildung für Jung und Alt www.lernwaelt.ch

Gesundheitszentrum im Grünen - Beziehung heilt www.gzig.ch

Round about Peace - friedenspolitische Informationen www.round-about-peace.com Living Monuments - Friedenskultur

Alle weiteren Infos auf: www.einestimme.ch/neue-politik

Text und Fotos: Denis Marcel Bitterli

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