Wer verlangt, die Regierungen sollten auf die Klimakrise mit der gleichen Entschlossenheit reagieren wie auf die Coronakrise, vergisst, dass die Staaten ohne eine Hygienebewegung, die Jahrhunderte zurückreicht, in diesem Bereich kaum Machtbefugnisse besässen. Die Klimabewegung muss für klimaverträgliche Lebensstile ähnlich konkret Ansprüche formulieren, um am Verhandlungstisch nicht übergangen zu werden. Am 17. April 2020 steht eine Frau im roten T-Shirt und mit blau getönter Sonnenbrille in Huntington Beach, Kalifornien, vor einer Filiale der Eiscrème-Kette «Baskin-Robbins» und hält neben einer Amerikaflagge ein Schild in die Kamera: «Gebt mir Freiheit oder gebt mir den Tod». Zusammen mit zahlreichen teilweise rechtsextremen Trump-Fans protestiert die Frau gegen den rund einen Monat früher staatlich verordneten Lockdown. Lieber würde die Frau mit dem Schild an Covid-19 sterben, scheint sie zu sagen, als dass sie die Freiheit aufgäbe, wann immer es ihr passt, Eiscreme zu konsumieren. Welch kompromisslose Verteidigung eines Lebensstils! 1992 schickt der amerikanische Präsident George
WeiterlesenSeries: Nr. 33 – 2020/06
Fokus: Covid-19
Konzernverantwortungsinitiative: Der Abstimmungskampf beginnt / Jetzt gilt es ernst
Fast vier Jahre lang hat das Parlament um die Konzernverantwortungsinitative gerungen, bis sich die Konzernlobby im letzten Moment doch noch durchgesetzt hat. Nun liegt es an der Schweizer Bevölkerung, Menschenrechten und Umweltschutz doch noch zum Durchbruch zu verhelfen. Nun also ist es so weit. Nach vier Jahren politischem Hickhack, das schon fast epische Ausmasse angenommen hat, kommt die Konzernverantwortungsinitiative doch noch vors Volk. Zu «verdanken» ist dies in erster Linie der Obstruktionspolitik gewisser Kreise rund um die Wirtschaftsverbände Economiesuisse und Swissholdings und ihren Steigbügelhaltern im Bundeshaus – mit Justizministerin Karin Keller Suter (FDP) und Ständerat Ruedi Noser (FDP) an vorderster Front. Mit gezieltem Lobbying sowie Falschaussagen und Ränkespielen, die weit über herkömmliche politische Prozesse und die Grenzen des guten Geschmacks hinausgehen, ist es ihnen gelungen, den breit abgestützten Gegenvorschlag im Boden zu versenken. Der Vorschlag, der von den beiden Nationalräten Hansueli Vogt (SVP) und Karl Vogler (CSP) lanciert worden war,
WeiterlesenGesegelter Kaffee
Der Wandel in eine nachhaltige, faire und menschliche Zukunft könnte –erstaunlicherweise – mit einer Tasse Kaffee beginnen. Durchschnittlich drei Mal täglich wird jede Schweizerin und jeder Schweizer unwiderstehlich von der Kaffeetasse angezogen. Das ergibt einen jährlichen Pro-Kopf-Konsum von rund acht Kilogramm und damit den siebten Platz auf der globalen Kaffeesucht-Skala. Die Lifestyle- Bohne hat unser Leben erobert. Dass unser Kaffeeplausch den schlechtesten ökologischen Fussabdruck aller Getränke hat, dürfte weniger bekannt sein; ein Blick über den Unterteller hinaus lohnt sich: Wie kommt der hohe ökologische Fussabdruck zustande? Der ökologische Fussabdruck unseres Kaffees setzt sich zusammen aus Anbau, Transport, Verarbeitung und Zubereitungsart.Klar, dass es nicht nur biologischer, sondern auch möglichst fair angebauter Kaffee sein sollte; am besten Kaffee, der die Nachhaltigkeitsziele gemäss Uno-Resolution erfüllt (siehe Infokasten). Damit werden die Plantagenarbeiter*innen nebst fairer Bezahlung auch beim Aufbau von Strukturen für Bildung und Gesundheit unterstützt. So trinken wir gegen die Ungerechtigkeit in der ganzen Wertschöpfungskette
Weiterlesen„Biu en vert“ nimmt Anlauf
Ein Nachhaltigkeits-Festival auf dem Terrain Gurzelen – das passt. Am 22. und 23. August ist es zum ersten Mal soweit. Der Anlass knüpft an die „Perspectiva“ der Bieler Transitionbewegung an und bringt doch auch Neues aufs Parkett, beziehungsweise auf die Wiese. Vision 2035 hat Initiantin Nadine Bourban zum Interview getroffen. Nadine, wir stehen hier im ehemaligen Gurzelen Stadion. Was siehst du, wenn du an das Festival Biu en Vert denkst, das hier im August stattfinden soll? Nadine: Einen Kreis von Ständen auf der Wiese hier vorne im Stadion, wo es viel Platz hat, und einen Begegnungsort in der Mitte, Essensstände und Tische, an denen die Menschen zusammenkommen. Noch ist das Programm in Entwicklung, aber es werden laufend mehr, die ihre Teilnahme am Festival zusagen – regionale Handwerker, Bio-Produzenten, kleine Geschäfte, Vereine, Kollektive, Musiker, Therapeuten und noch weitere Leute, die ihre Ideen und Projekte für eine nachhaltigere, faire und solidarische Zukunft
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