Gesellschaft

Quartierverein Möösli – (K)eine Vision 2035

Im Jahr 2022 beschloss der Bieler Gemeinderat mit dem Sparprojekt „Substance 2030, dem Quartierverein Möösli die jährliche Subvention von 20000 Franken zu streichen. Welche Folgen das für die seit über 20 Jahren von den Quartierbewohner*innen getragene Organisation haben könnte? Ein fiktiver Blick in die Zukunft.

Wir schreiben das Jahr 2035. 13 Jahre sind vergangen seit der Stadt Biel eine historische Abmagerungskur verpasst wurde. Seitdem hat sich Biel verändert

Barbara ist stolz: ihr Sohn Felix hat gerade seinen dreizehnten Geburtstag gefeiert. 

2022 geboren, macht er seinem Namen alle Ehre. Er ist ein aufgewecktes Kind und seine Kindheit im Mösli verläuft glücklich: Fussball-Spielen auf der Schuttmatte, Kindergarten im Quartier, Pfadi-Aktivitäten am Samstag im nahen Wald.

Was Felix nicht weiss: Da gab es noch anderesdaran erinnert sich Barbara gut. Sie war damals schwanger ins Mösli gezogen, wo sie selbst auch schon aufgewachsen war. Es zog sie zurück in dieses Quartier, weil ihr die Kindheit dort etwas Wichtiges mitgegeben hatte: das Gefühl der Zugehörigkeit.

Dieses Gefühl entstand im Laufe der Jahre, weil es immer wieder Gelegenheit gab, sich mit anderen im Quartiertreff zu engagieren: Beim Mittagstisch mit Nachbar*innen essen. Beim Mitmachzirkus Wunderplunder in einem Zirkuszelt nach einer Woche proben bei einer Aufführung den Clown spielen. Sich beim Quartierfest im Mehrkampf behaupten. Beim Lotto-Spiel den «Schnarch-Stopper» gewinnen, den sie dann ihrem Vater zu Weihnachten schenken konnte. Bei der Kerzenzieh-Woche so viele Kerzen ziehen, dass sie am letzten Tag einen Umzugskarton mitbringen musste, um all die Kerzen zu transportieren. Und sowiesoder Winter im Mösli: Der Samichlaus, der am Heidenstein am Feuer sass, vor dem hatte sie ganz schön Respekteinmal kam der Samichlaus sogar zu ihr nach Hause. Im Dezember gab es Fenster im Quartier, die mit einer Zahl aus dem Adventskalender dekoriert waren. Manchmal nahm ihre Mutter sie zu einem «offenen» Fenster mit. Barbara ass dann so viele Güezi, bis sie Bauchweh hatte. Wenn es schneite, sperrte ein Nachbar die Autodurchfahrt am Beundenweg, damit man von oben, wo die Klinik Linde ist, mit dem Schlitten bis runter zum Kindergarten sausen konnte!

Heute ist Schlitteln kein Thema mehr, kein Nachbar kommt um für die Sicherheit der Kinder zu sorgen. Und der Rest? Wenn man doch damals die Kürzungen verhindert hätte! Wenn sich doch die Leute im Quartier zusammengetan hätten, um für ihren Treff zu kämpfen « Es ist nie zu spät», sagt Barbara laut und klingelt bei ihrer Nachbarin.

Text: Gabriela de Vries ist Präsidentin vom Quartierverein Möösli. In ihrem Leben ist sie zweimal ausgewandert. Seit 2008 lebt Gabriela in Biel und hat im Möosli-Quartier ihr Zuhause gefunden.

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