Man kann nicht leugnen, dass uns die Digitalisierung bereits jetzt unzählige Vorteile gebracht hat. Zum Beispiel lässt sich innert kürzester Zeit die Antwort zu den absurdesten Fragen finden. Ich muss mir also nicht mehr länger den Kopf darüber zerbrechen, warum sich Katzen unheimlich erschrecken, wenn man sie mit einer Salatgurke überrascht. Ich google einfach die Frage, die bestimmt schon einmal gestellt und ausführlich beantwortet wurde, und voilà, Volltreffer. Oder wenn sich die Familie darüber streitet, ob man da jetzt einen optimalen Blick auf das Mittaghorn oder auf den Rohrbachstein hat, zückt man lässig das Smartphone mit der Peakfinder-App und schon erntet man Anerkennung von der Grossmutter, welche natürlich Recht hatte, da sie die ganze Bergkette 1944 (!) auswendig lernen musste und noch immer runterrattern könnte. Aber eigentlich möchte ich in diesem Text eher die andere Seite der Digitalisierung beleuchten. Die Seite, die mir Angst macht. Die Seite, die alle Informationen
WeiterlesenSchlagwort: Digitalisierung
Mein Zauberböxchen
Wie kam es zum persönlichen Sündenfall? Unser Autor erzählt. Lange Jahre hatte ich mich erfolgreich dagegen gewehrt, jederzeit überall erreichbar zu sein und gebeugten Hauptes mit auf Display fixiertem Tunnelblick durch die Welt zu gehen. Ich bin doch nicht wie all die vielen Zombies und Handyjunkies! Doch: Ein Grafiker ohne Handy, so begriff ich nach wiederholter Kritik an mir, ist in etwa so glaubhaft, wie Harry Potter ohne Zauberstöckchen. Und weil meine Umwelt mit mir digitalem Immigranten zunehmend Erbarmen hatte, wurde mir tatsächlich irgendwann ein Handy (iPhone 4-irgendwas, made in irgendwo) geschenkt. Es kam über dubiose Wege aus Asien zu mir und ich konnte damit nicht viel mehr als simsen, telefonieren und ein paar dümmliche Spiele spielen: Melonen in der Luft entzweischneiden, Zombies jagen und mit schnellen Scrollbewegungen jungen, hübschen Asiatinnen die Röckchen hochheben, zwecks Feststellung der Farbe ihrer Unterwäsche. Es lebe die digitale Revolution! Aber immerhin: nun hatte ich
WeiterlesenDigitale Selbstverteidigung
Langsam realisieren wir, wie die grossen US-Techkonzerne (und andere) ticken: wie wenig sie sich um Datenschutz, Privatsphäre und unsere Rechte kümmern. Hier setzt der praktische, kleine WOZ-Ratgeber „Eine kurze Anleitung zur digitalen Selbstverteidigung“ an. Wir stellen mit Erschrecken fest, wie der Überwachungskapitalismus als profitträchtiges Zukunftsmodell wild um sich greift, absurd hohe Gewinne (für ein paar wenige) einfährt und in immer privatere Lebensbereiche eindringen will. Wir sehen, dass Orwell’sche Horrorvisionen andernorts schon heute Realität sind (siehe Artikel „Big brother is rating you“) und auch bei uns Ansätze in diese Richtung zu erkennen sind, etwa in Form des neuen Nachrichtendienstgesetzes. Doch genausowenig, wie wir es fatalistisch hinnehmen würden, von jemandem andauernd bestohlen, belogen oder gestalkt zu werden, sollten wir den Missbrauch unserer eigenen Daten hinnehmen, auch wenn wir das normalerweise gar nicht bemerken. Hier setzt nun der praktische, kleine WOZ-Ratgeber „Eine kurze Anleitung zur digitalen Selbstverteidigung“ an: In einfachen, knappen und gut
WeiterlesenUnsere Verantwortung
Sein Name ist uns allen ein Begriff, wir haben viel über ihn gelesen und wissen, um was es geht, jedoch beachtet kaum jemand seine Warnungen. Die Rede ist von Edward Snowden, der einen riesigen, geheimen Datensatz veröffentlicht hatte, welcher aufzeigte, wie systematisch wir bespitzelt und alle unsere digitalen Interaktionen von einer zentralen Stelle in Amerika aus – der NSA – registriert und gespeichert werden. Die National Security Agency ist der größte Auslandsgeheimdienst der Vereinigten Staaten. Auch die Schweiz zieht bei dieser Volksbespitzelung mit und hat ein entsprechendes Gesetz in Kraft gesetzt, das wir als Volk leider angenommen haben: das Nachrichtendienstgesetz, kurz NDG. Erlaubt ist darin zum Beispiel die Kabelaufklärung. Mit der Kabelaufklärung kann der Nachrichtendienst des Bundes die Telekommunikationsverbindungen, welche von der Schweiz ins Ausland führen, nach definierten Stichworten durchsuchen. Da die meiste Internetkommunikation der Schweizer Bevölkerung über ausländische Server und Netzwerke führt, sind wir alle von dieser Massenüberwachung betroffen.
WeiterlesenRückblick aus der Zukunft
Eines Tages werden unsere Kindes-Kinder-Kinder-Kinder-Kinder auf unser Zeitalter zurückblicken. Wie werden sie es dann nennen? Das digitale Zeitalter? Das Zeitalter des multinaltional gesteuerten Massenkonsums? Oder das Zeitalter der unstillbaren Begierden? Dass wir das Adjektiv «digital» für das Zeitalter der Rechner, der einfachen Datenübermittlung und der Vernetzung gebrauchen, ist nicht ganz so glücklich. Der Begriff «Digital» kommt von «Digitus», was auf Lateinisch «Finger» bedeutet. Also bezeichnet «digital» in seiner ersten Bedeutung etwas, das mit den Fingern zu tun hat. Nun ist es so, dass das sogenannte «digitale Zeitalter» tatsächlich etwas mit den Fingern zu tun hat. Wenn ich die Leute um mich herum mit Handys und anderen Geräten anschaue, muss ich eingestehen, dass diese Leute unglaubliche Fingerfertigkeiten besitzen. Insbesondere jene, die nach 2000 geboren wurden, halten das Handy in der linken Hand halb umschlossen von Zeige-, Mittel-, Ring- und kleinem Finger und geben gleichzeitig Daten mit dem linken Daumen ein, während
WeiterlesenDie Dosis macht das Gift
Digitalisierung – eine psychologische Perspektive Wir stehen mitten in einem neuen Zeitalter. Die Vorzüge von Geschwindigkeit und Effizienz gelten im modernen Informationszeitalter als unstrittig. Gleichzeitig macht sich aber auch ein gewisses Unbehagen breit. Die ersten Warnsignale liefern uns die Neurowissenschaftler mit der Frage: Was macht die moderne Technik mit unserem Gehirn? Sie haben festgestellt, dass die derzeitige Explosion digitaler Technik nicht nur unsere Lebens- und Kommunikationsweise verändert, sondern zunehmend und grundlegend auch unsere Gehirnstrukturen. Das Internet ist allgegenwärtig. Es dient der Informationsakquisition, der Kommunikation und der Synchronisierung des gemeinsamen Lebens. Kaum jemand, der noch offline ist. Es ist so selbstverständlich geworden, als habe das Internet schon immer existiert. Keine Technik hat jemals so rasant ihren Weg in den Alltag gefunden. Einerseits kann die digitale Informationstechnik das Leben erleichtern, andererseits ist sie mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden. Die Dosis macht das Gift. Der analoge Held Die Fähigkeit, Situationen einzuschätzen und schnell Entscheidungen
WeiterlesenSüchtig oder nicht süchtig? Das ist hier die Frage.
Unsere Autorin über ihr «inniges» Verhältnis mit ihrem Smartphone – direkt aus dem prallen Leben. Ich und schreiben? Ich und süchtig? Schreiben kann ich nicht und süchtig bin ich doch auch nicht. Wie sollte ich also über eine Sucht schreiben, die es nicht gibt? Tja, es geht, wie ihr seht und ich werde euch jetzt anvertrauen, wie das so ist bei mir, wenn ich etwas nicht wahrhaben will… aber psst, das bleibt unter uns! Alle die vielen Ausreden für die – milde ausgedrückt – etwas überdurchschnittliche Nutzung meines Smartphones sind bei mir, wie ich feststellen musste, Anzeichen von… Sucht? Nein, nein, ich bin doch nicht handysüchtig… Ich als Hobbyfotografin muss überall und jederzeit die Möglichkeit haben, eine Situation bildlich festhalten zu können – mit meinem Smartphone. Dass mein Smartphone auch mein Wecker ist, hat praktische Gründe: Ich kann tickende Wecker nicht ausstehen. Zudem ist die im Smartphone integrierte Taschenlampe neben
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