Jenen, die sich für besonders offen halten, wird vorgeworfen, übermässig zu polarisieren. Doch gegen die Bildung von Meinungsblasen hilft nicht Toleranz, sondern Auseinandersetzung. In der Sonntagszeitung war kürzlich ein brisanter Artikel zu lesen. Er thematisierte die zunehmende Polarisierung unserer Gesellschaft. Das Pikante dran: Ausgerechnet jene, die sich selbst für besonders offen hielten – die linken und gebildeten Städter:innen – würden, so die Autorin, andere Meinungen am wenigsten akzeptieren und seien intoleranter als Konservative und Rechte. Der Artikel stützte sich dabei auf eine grosse europäische Meinungsumfrage. Während Weltwoche, Nebelspalter und rechte Kommentator:innen in den sozialen Medien sich die Hände rieben, hagelte es von sozialwissenschaftlicher Seite Kritik, die ihrerseits von liberalen und linken Medien aufgegriffen und geteilt wurde. Affektive Polarisierung Die Kritik schien mir berechtigt. Im Kern ging es darum, dass die Forschenden keine «Intoleranz» untersucht hatten, sondern etwas, das sie «affektive Polarisierung» nennen. Dazu wurde den Teilnehmenden beispielsweise gesagt: «Es gibt
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