Ob Aufhebung der Sklaverei, Frauenstimmrecht oder Tierschutz, immer wieder ging und geht es in der Geschichte menschlicher Entwicklung um die Frage: darf man das? ist das fair? Ist das gerecht? Beim Konzept der Nachhaltigkeit handle es sich im Kern, so Uwe Schneidewind, um eine erweiterte Auffassung von dem, was wir als „gerecht“ bezeichnen. Gerechtes Handeln bezieht sich immer auf ein Gegenüber. Selbst wenn wir selbstgerecht Handeln haben wir eine Bezugsgrösse gewählt, nämlich uns selbst. Doch meistens beziehen wir uns auf ein Gegenüber. Das kann ein Partner eine Partnerin sein, aber auch eine andere Gruppe von Personen. Der Gerechtigkeitsbegriff wurde im Verlauf der Geschichte auf immer grössere Einheiten der Gesellschaft übertragen. 2017 schrieb Stephan Lessenich das Buch „Neben uns die Sintflut“. Eindrücklich beschreibt er darin die unfaire, strukturell verankerte Abschiebung sozialer und ökologischer Kosten unseres westlichen Lebensstils auf Länder des globalen Südens. Doch nicht nur in der geographischen Dimension findet diese
WeiterlesenAutor: Lukas Weiss
Resilienz – Zukunft erfolgreich bewältigen
Gerade in der Corona-Krise wird gerne von gesellschaftlicher Resilienz gesprochen. Meistens wird damit eine möglichst rasche Rückkehr zur früheren Normalität gemeint. Aber wollen wir wirklich zur alten Ordnung zurück? Viele Menschen wünschen sich einen Wandel. Die Klimajugend fordert gar einen Systemwandel. Wovon sprechen wir überhaupt, wenn es um Wandel und Resilienz geht? In der neueren Soziologie umschreibt der Begriff der Resilienz die Fähigkeit von Gesellschaften oder Individuen externe Störungen zu verkraften, ohne dass sich wesentliche Systemfunktionen verändern. Resilienz dient zunächst einmal dazu die bisher geltenden Normen und Gewohnheiten zu erhalten, sie stabilisiert folglich die bestehenden individuellen und gesellschaftlichen Strukturen. Als Folge verharrt man im Bestehenden oder versucht den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen. Doch wie soll man reagieren, wenn die Dynamik der bisherigen Strukturen die eigentliche Ursache für die Krise ist? Der Klimawandel lässt sich ohne eine Transformation der bestehenden Gewohnheiten nicht bewältigen. Im Gegenteil, unser konsumorientierter, von fossilen Energieträgern abhängiger
Weiterlesen10 Jahre Vision 2035 – es gibt noch viel zu tun
Co-Autor: Janosch Szabo Wirtschaftskritisch, sozial-ökologisch initiativ und politisch engagiert hat Mathias Stalder Vieles mitgemacht und lanciert, um den gesellschaftlichen Wandel voranzutreiben. Aus diesem Engagement ist vor 10 Jahren die Vision 2035 entstanden. Im persönlichen Gespräch erzählt er, was sie ursprünglich genau war und was er sich heute zum 10-jährigen Jubiläum wünscht – für die Zeitung aber auch die ganze Transitionbewegung in Biel. Für das Gespräch lädt Mathias Stalder aufs Terrain Gurzelen. Die Zwischennutzung hat hier Raum für eine Vielzahl sozialer, kultureller und ökologischer Projekte geschaffen. Mathias, der auch im Vorstand der ansässigen Kinderbaustelle ist, sagt: «Es ist einer der seltenen Orte in Biel, wo es Platz gibt und die Möglichkeit Alternativen zu erproben und sichtbar zu machen sowie neue soziale Netze zu knüpfen.» Anliegen, die auch vor 10 Jahren in den Anfängen der Vision 2035 im Vordergrund standen. Ausgelöst durch die Finanzkrise im Jahr 2008 stellte sich der damals gerade
WeiterlesenMorgen lebst du anders
Dass das westliche Gesellschaftsmodell in seiner aktuellen Ausprägung nicht zukunftsfähig ist, ist inzwischen breiter politischer Konsens. Doch darüber, wie eine zukunftsfähige Gesellschaft aussehen soll und wie diese zu realisieren ist, wird weiterhin heftig gestritten. Der Autor schlägt vor, sich für den notwendigen gesellschaftlichen Wandel an zwei ganz konkreten Kriterien zu orientieren und sich praktisch handelnd auf den Weg zu machen – fossilfrei und ressourcenneutral. Einer der Grundsätze der Wirtschaftslehre lautet, dass man vom erwirtschafteten Ertrag und nicht von der Grundsubstanz, also dem Grundkapital seines Unternehmens leben sollte. Spätestens seit den 1970er-Jahren und den Ölkrisen wissen wir, dass die fossilen Energien, mit denen wir unsere Gesellschaft befeuern, endlich sind. Das, was wir in unseren Motoren, Heizungen, Industrien und Müllverwertungsanlagen tagtäglich verbrennen, erneuert sich nicht. Es ist weg, verbraucht. Statt vom nachwachsenden Ertrag leben wir vom Grundkapital unseres Planeten, unserem Grundkapital. Unmöglich? Unmöglich ist, so weiterzumachen wie bisher. Wir schaufeln damit der
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