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„Biu en vert“ nimmt Anlauf

Ein Nachhaltigkeits-Festival auf dem Terrain Gurzelen – das passt. Am 22. und 23. August ist es zum ersten Mal soweit. Der Anlass knüpft an die „Perspectiva“ der Bieler Transitionbewegung an und bringt doch auch Neues aufs Parkett, beziehungsweise auf die Wiese. Vision 2035 hat Initiantin Nadine Bourban zum Interview getroffen.  

Nadine, wir stehen hier im ehemaligen Gurzelen Stadion. Was siehst du, wenn du an das Festival Biu en Vert denkst, das hier im August stattfinden soll?

Nadine: Einen Kreis von Ständen auf der Wiese hier vorne im Stadion, wo es viel Platz hat, und einen Begegnungsort in der Mitte, Essensstände und Tische, an denen die Menschen zusammenkommen. Noch ist das Programm in Entwicklung, aber es werden laufend mehr, die ihre Teilnahme am Festival zusagen – regionale Handwerker, Bio-Produzenten, kleine Geschäfte, Vereine, Kollektive, Musiker, Therapeuten und noch weitere Leute, die ihre Ideen und Projekte für eine nachhaltigere, faire und solidarische Zukunft präsentieren kommen.

Das weckt Erinnerungen an die Perspectiva im Frühling 2019, den grossen Transition-Anlass. Was ist anders bei Biu en Vert?

Zuallererst sicher der Ort, und dass unser Festival draussen stattfindet. Wir nehmen bewusst das Risiko auf uns, dass wir das Ganze bei schlechtem Wetter auf nächstes Jahr verschieben müssen. Aber diese Festivalatmosphäre unter freiem Himmel, auch mit formellen und informellen Konzerten zwischendurch, ist uns wichtig. Das zieht vielleicht auch noch andere Leute an, als die Perspectiva, die unter dem Dach einer Kirche stattfand.

Ausserdem möchten wir Interaktivität anregen. Jeder Stand soll einen Workshop anbieten, etwas Kleines zum Mitmachen. Es gibt so Vieles in dieser kleinen Stadt in Sachen Nachhaltigkeit, wovon man lernen kann. Dazu soll es direkt vor Ort eine Möglichkeit geben, ganz niederschwellig. Besucher können zum Beispiel testen, wie man Putzmittel selber herstellt, oder lernen Pflanzen kennen, die wir Unkraut nennen aber sehr wohl essen könnten.

Warum eigentlich organisierst du so ein Nachhaltigkeits-Festival statt dich im Klimastreik zu engagieren?

Da bin ich durchaus auch dabei. Aber das rollt, das läuft, und mich interessiert noch mehr: Was kann ich selber machen in Sachen Nachhaltigkeit. Hat man sich einmal in diesem weiten Feld auf die Suche gemacht, entdeckt man so viele Sachen, von denen man gar nicht wusste, dass es sie gibt. Diese an einem Ort zusammenzubringen und die Leute zum entdecken einladen, das ist mein Ansporn.

 Und warum hier auf der Gurzelen?

Hier hatte ich im letzten Oktober zusammen mit meiner Freundin Katiu die Idee zu diesem Festival. Und hier passt es einfach super vom Konzept her. Die Türen sind offen, es ist ein für alle zugänglicher Ort, ein spannender Mixpot ganz verschiedener Sachen. Da wird Tennis gespielt auf feinstem Rasen, dort multikulturell gegärtnert. Terrain Gurzelen lädt ein und ermutigt Leute, ihre Kreativität auszuleben. So nehme ich diesen Ort wahr. Und so hat sich denn das Komitee der Zwischennutzung auch über unsere Anfrage sehr gefreut und sich bezüglich dem Finanziellen flexibel gezeigt. Budget hatten wir ja keines.

Ich habe dann in ein paar Läden eine Ausschreibung gemacht und Leute für die Festivalorganisation gesucht. Geblieben sind im Kern nebst mir Agnès Leonetti und Léna Voisin. Mit ihnen bereite ich jetzt alles vor.

Lange war nicht klar, ob Biu en Vert überhaupt stattfinden kann. Jetzt wisst ihr seit Kurzem: Ja, mit bis zu 1000 Personen unter gewissen Bedingungen. Erleichtert?

Ja, auf jeden Fall. Durch Corona sind die Leute nun noch sensibler geworden fürs Lokale und Regionale, was für uns ein Argument mehr war, Biu en Vert unbedingt dieses Jahr noch steigen zu lassen. Wir freuen uns, dass die Bestimmungen gelockert wurden.

Was ist das Ziel des Anlasses?

Wenn Jeder und Jede beim Nachhausegehen etwas mitnimmt, sei es einen Kontakt, eine Idee für ein neues Projekt, oder die Ermutigung, ab sofort auch im Unverpacktladen einzukaufen, dann bin ich sehr zufrieden. Das Motto ist ganz einfach: Biel verknüpft sich im grünen Modus.

Letzte Frage. Was bedeutet für dich ganz persönlich Nachhaltigkeit?

(Überlegt) Jenen Konsum auszuwählen, der am längsten durchhalten kann. Nachhaltigkeit kann auf ganz viele Ebenen projiziert werden, Reisen, Wohnen, Essen, Politik usw. Überall gilt es zu handeln und jeder Schritt ist wichtig. Ganz zentral dabei: auch Taten von anderen honorieren, die für einen selbst vielleicht längst selbstverständlich sind. Abfalltrennung zum Beispiel. Hey super, sage ich dann, und versuche weiter im Alltag bei mir und bei anderen, Schritte Richtung mehr Nachhaltigkeit zu fördern. Und Jeder beginnt woanders. Mir ist es zum Beispiel relativ einfach gefallen, meine Kleider fast nur mehr an Tauschbörsen und in Brockis zu besorgen.

Immer Up to date über das sich laufend entwickelnde Programm ist man auf der Facebookseite Festival Biu en Vert.

Bildlegende: Agnès Leonetti, Léna Voisin und Nadine Bourbon (v.l.) zeigen, wo Biu en Vert Mitte August das altehrwürdige Gurzelensation beleben wird.

Crowdfunding für Biu en Vert

Wer gerne einen Beitrag an die Finanzierung des Festivals leisten möchte, kann dies mittels Crowdfunding tun:

https://wemakeit.com/projects/festival-biu-en-vert?locale=de

Die Vision 2035 unterstützt das Festival. Spenden können mit dem Vermerk „Biu en Vert“ auch jederzeit auf das Konto bei der ABS überwiesen werden:

Vision 2035, Obergasse 22, 2502 Biel

IBAN CH10 0839 0034 2133 1000 0

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