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Das Leben besetzen

Im französischen Notre-Dame-des Landes entsteht über mehrere Jahrzehnte die erste ZAD – eine real existierende Utopie mit grosser Ausstrahlung. Doch auch nach innen ist die Besetzung fruchtbar, es entspinnen sich neue Arten die Welt zu bewohnen. Die «Besetzung» nimmt in Gene Sharps umfassender Sammlung gewaltfreier Aktionsformen keinen besonderen Platz ein. Als 173te von 198 Methoden steht sie neben Reden, Bannern, Zeitungen, Liedern, Märschen, Streiks und Boykotten. Was aber in Erinnerung bleibt, ist das Beispiel, mit dem der amerikanische Politikwissenschaftler die gewaltfreie Besetzung in seinem vor 50 Jahren erschienenen Klassiker illustriert: Im November 1969 nimmt eine Gruppe von Ureinwohnern die kleine, vor San Francisco gelegene Felseninsel Alcatraz ein. Sechs Jahre früher war das berühmte aber marode Hochsicherheitsgefängnis geschlossen worden. Die Ureinwohner berufen sich auf alte Verträge, denen zufolge nicht mehr genutztes Bundesland an seine ursprünglichen Besitzer zurückfällt. Mehrere Familien richten sich auf «The Rock» ein, wie die Insel auch heisst, eröffnen

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Safari vor der Haustür – die Spuren der Eisenmacher

Unter dem Motto „heimatkundliche Wanderungen statt Ferntourismus“ schlägt unser historisch bewanderter Autor einen Entdeckungsspaziergang zu den Spuren der Eisenmacher im Bieler Jura vor. Rockhall, der Sitz der Fachhochschule Bern, Direktion Technik/Informatik in Biel hat etwas damit zu tun. Die Villa Rockhall in der Bieler Seevorstand (siehe Bild oben) zeugt von Reichtum. Vor mehr als 300 Jahren liess Johann Franz Thellung den prachtvollen Wohnsitz 1694 erbauen. Wie ist der damalige Meier der Stadt Biel zu Reichtum gekommen? Er war , wie auch schon sein Vater und seine Geschwister, im Eisenhandel tätig, offenbar ein lukratives Geschäft. Und woher kam das Eisen? Der gefragte Rohstoff wurde im nahen Jura gewonnen! Schon im Frühmittelalter trieben Mönche des Klosters Moutier-Grandval am Nordfuss des Bözingenbergs Bergbau. Im 17. Jahrhundert erlebte die Eisenherstellung im Jura neuen Aufschwung. Handwerkerfamilien beuteten kleine Bohnerz-Vorkommen aus und verkauften das Eisen an Händler aus der nahen Stadt. Noch heute sind im Gelände

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Bärletwald – Widerstand gegen Holzschlag

Alles begann mit einem grossen Ast, der auf einen Weg am Waldrand fiel. Was für über hundertjährige Eichen nichts ungewöhnliches ist, hat in Brügg ein grosses Tamtam ausgelöst. Die einen haben Sicherheitsbedenken, die anderen setzen sich vehement für den artenreichen Bärletwald ein. Über 1200 Unterzeichnende einer Petition wollen dort gezielte baumpflegerische Eingriffe statt massiven Holzschlag. Eine Initiantin gibt Einblick in die Geschehnisse. Und: Am 30. Januar lädt die Gemeinde Brügg zu einem Infoanlass vor Ort. Winter 2021. Im Bärletwald in Brügg haben sich kleine Nebel zwischen die Äste und Stämme der Eichen und Buchen gesetzt, die Schneeflocken tanzen. Einzelne Vogelrufe sind zu hören, es raschelt im Laub. Ein Hauch Nordwestwind macht sich bemerkbar. Ein eindrücklicher Wald, an Schönheit kaum zu übertreffen. Solch verträumte Morgen hat es viele gegeben im Bärletwald, wachsen doch Eichen und Buchen schon 100 und 300 Jahre lebensfreundlich vor sich hin, beheimaten Pflanzen und Tiere, trotzen den

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We are few, but we are strong

Erlebnisbericht einer Studentin, die bei der Besetzung des Bundesplatzes im Rahmen von Rise Up for Change als «Blockerin» mittendrin war. WHAT DO WE WANT? Mit dieser Frage, die die Klimabewegung nun schon einige Jahre prägt, verschönere ich meine Jeansjacke an der Siebdruckstation für das Rising Up for Change. Alle, die an diesem Sonntagnachmittag für die letzten Vorbereitungen der kommenden Woche zusammenkommen, kennen die Antwort auf die Frage: CLIMATE JUSTICE. Es ist ein warmer Nachmittag. In verschiedenen Sitzungen erhalten wir Erklärungen zu unseren Rollen der Aktionswoche. Gemeinsam tanken wir Energie in der Sonne, gewinnen durch angeregte Gespräche Motivation und entwickeln ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das unser bevorstehendes Projekt erst möglich machen wird. Als es langsam dunkel wird, begeben wir uns zu den uns zugewiesenen Übernachtungslagern. Ich betrete die Kirche durch einen Nebeneingang. Drinnen empfängt mich ein fröhliches aber gedämpftes Gewusel: Es werden Kartenspiele gespielt, intensive Gespräche geführt und eifrig geeignete Schlafplätze für die

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10 Jahre Vision 2035 – es gibt noch viel zu tun

Co-Autor: Janosch Szabo Wirtschaftskritisch, sozial-ökologisch initiativ und politisch engagiert hat Mathias Stalder Vieles mitgemacht und lanciert, um den gesellschaftlichen Wandel voranzutreiben. Aus diesem Engagement ist vor 10 Jahren die Vision 2035 entstanden. Im persönlichen Gespräch erzählt er, was sie ursprünglich genau war und was er sich heute zum 10-jährigen Jubiläum wünscht – für die Zeitung aber auch die ganze Transitionbewegung in Biel. Für das Gespräch lädt Mathias Stalder aufs Terrain Gurzelen. Die Zwischennutzung hat hier Raum für eine Vielzahl sozialer, kultureller und ökologischer Projekte geschaffen. Mathias, der auch im Vorstand der ansässigen Kinderbaustelle ist, sagt: «Es ist einer der seltenen Orte in Biel, wo es Platz gibt und die Möglichkeit Alternativen zu erproben und sichtbar zu machen sowie neue soziale Netze zu knüpfen.» Anliegen, die auch vor 10 Jahren in den Anfängen der Vision 2035 im Vordergrund standen. Ausgelöst durch die Finanzkrise im Jahr 2008 stellte sich der damals gerade

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Wie der Staat ab 2021 auf Shoppingtour geht

Während Schweizer*innen beim Konsum vermehrt auf ökologische Nachhaltigkeit und fairen Handel achten, fristet die Nachhaltigkeit bei der Vergabe von Aufträgen durch die öffentliche Hand ein Schattendasein. Noch. Denn mit dem neuen Beschaffungsgesetz, welches nächstes Jahr in Kraft tritt, könnte sich dies nun endlich ändern. Und auch in der Stadt Biel tut sich was. Damit wird auch der Druck auf Unternehmen steigen, ihren Teil zur ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit beizutragen. Die Schweizer Bevölkerung setzt beim Kauf von Produkten des täglichen Bedarfs vermehrt auf ökologische und soziale Nachhaltigkeit. So achten gemäss einer im April 2020 veröffentlichten Studie der Hochschule Luzern 35% der Befragten häufig darauf, dass die Produkte ökologisch nachhaltig sind und aus fairem Handel stammen. Die Corona-Krise tut diesem Verhalten keinen Abbruch, sondern verstärkt es sogar. Die Nachfrage bestimmt bekanntermassen das Angebot. Und so beeinflusst das Kaufverhalten natürlich auch die Produzent*innen und Detailhändler*innen, was wiederum dazu führt, dass das Sortiment in

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Morgen lebst du anders

Dass das westliche Gesellschaftsmodell in seiner aktuellen Ausprägung nicht zukunftsfähig ist, ist inzwischen breiter politischer Konsens. Doch darüber, wie eine zukunftsfähige Gesellschaft aussehen soll und wie diese zu realisieren ist, wird weiterhin heftig gestritten. Der Autor schlägt vor, sich für den notwendigen gesellschaftlichen Wandel an zwei ganz konkreten Kriterien zu orientieren und sich praktisch handelnd auf den Weg zu machen – fossilfrei und ressourcenneutral. Einer der Grundsätze der Wirtschaftslehre lautet, dass man vom erwirtschafteten Ertrag und nicht von der Grundsubstanz, also dem Grundkapital seines Unternehmens leben sollte. Spätestens seit den 1970er-Jahren und den Ölkrisen wissen wir, dass die fossilen Energien, mit denen wir unsere Gesellschaft befeuern, endlich sind. Das, was wir in unseren Motoren, Heizungen, Industrien und Müllverwertungsanlagen tagtäglich verbrennen, erneuert sich nicht. Es ist weg, verbraucht. Statt vom nachwachsenden Ertrag leben wir vom Grundkapital unseres Planeten, unserem Grundkapital. Unmöglich? Unmöglich ist, so weiterzumachen wie bisher. Wir schaufeln damit der

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Indonesien – auf dem Weg zur Autokratie

Am 7. März 2021 stimmen wir über das Freihandelsabkommen (FHA) mit Indonesien ab, darin sind erstmalig Nachhaltigkeitskapitel für Umwelt- und soziale Normen festgehalten. Es fehlen aber wirksame Kontroll- und Sanktionsmöglichkeiten und eine Gerichtsbarkeit, kritisiert eine Referendumsallianz von über 50 Organisationen. Deshalb lehnen wir dieses Freihandelsabkommen ab – das Nachhaltigkeit verspricht, aber eine Politik, die Mensch und Umwelt schadet, zementiert. Freihandel befeuert den Palmölkonsum Jedes Jahr brennen die Wälder und Moore in Indonesien, denn die Brandrodung ist die billigste Methode, um Platz für neue Palmölplantagen zu schaffen. Im Jahr 2019 wurden so 300’000 Hektaren Naturlandschaft zerstört, eine Fläche grösser als der Kanton Tessin. Indonesien reiht sich damit zu den grössen Co2-Verursachern der Welt. Mit den Wäldern sterben nebst der gesamten Flora und Fauna auch die letzten Orang-Utans und Sumatra-Tiger. Multinationale Konzerne wie Nestlé und Unilever beziehen ihr Palmöl nachweislich von Firmen, die an den Brandrodungen und Landraub beteiligt sind. Freihandelsabkommen sind

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Fehlende Ambitionen für Klimareglement im Stadtrat

Ein Kommentar zum Interview von Claire Magnin mit Barbara Schwickert Eigentlich eine gute Sache, das neue Bieler Klimareglement. Es hat klare Fristen, die Finanzierung ist geregelt, die Sozialverträglichkeit wird erwähnt, und in einigen Punkten geht es sogar über die dazugehörige Motion hinaus. Die Stadtverwaltung soll schon bis 2040 klimaneutral werden. Nur leider wurde diese Motion schon vor 2 Jahren ausgearbeitet. Und seit dann haben sich die wissenschaftlichen Fakten etwas geändert. Um nicht an einen sogenannten «Tipping Point» zu stossen, einen Punkt, der so katastrophale Kettenreaktionen auslöst, dass wir die Folgen nicht einmal ansatzweise berechnen können, und es unmöglich sein wird diese Reaktionen rückgängig zu machen, müssen wir mittlerweile netto Null bis 2030 erreichen und nicht erst bis 2050. Mit anderen Worten müssen wir also bis 2030 klimaneutral werden, wenn wir nicht wollen, dass unser Klima anfängt sich selbst immer weiter aufzuheizen und somit unsere ganze Lebens- und Zivilisationsgrundlage zerstört. Die logische

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«Da passiert etwas Wichtiges»

«Plus chaud que le climat» ist ein berührender Dokfilm über die Klimajugend – und eine durch und durch lokale Produktion. Zwei Bieler haben ihn realisiert, fünf Bieler Jugendliche sind in den Hauptrollen. Am Festival du Film Français d’Hélvétie feierte der als Fernsehfilm konzipierte Streifen vor vollen Rängen Premiere und erntete am Ende gar partielle Standing Ovations. Ein Gespräch mit Co-Regisseur Adrien Bordone. Wie fühlt es sich an, jetzt da der Film fertig ist und du und Co-Regisseur Bastien Bösiger ihn ein erstes Mal zeigen konntet? Das Interesse der Leute am Film freut mich sehr. Es macht Lust, ihn noch an vielen weiteren Orten zu zeigen und vor allem auch die Diskussion, die Reflektion und die Debatte über das, was er zeigt, anzuregen. Die Frage ist doch: wie machen wir in der Realität weiter? Das ist, was mich umtreibt und was wir mit dem Film auslösen wollten. Bis wohin bin ich

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