Die Klimademo von Ende September in Bern war denkwürdig – der Weg dorthin für Viele aber auch schon ein Ereignis. Von Biel nach Bern fuhren über 100 DemonstrantInnen friedlich und gemütlich mit dem Velo an die Demo – die ganze Breite der Fahrbahn einnehmend. Einer unter ihnen erzählt.
Als ich am Samstagmorgen mit dem Velo losfuhr, um mich vor dem Bieler Kongresshaus mit ein paar weiteren Menschen zu treffen und gemeinsam nach Bern an die Klimademo zu fahren, waren bereits ein paar mehr da, als ich erwartet hatte. Bis zum Start kurz nach neun Uhr hatte sich ein stattliche Gruppe zusammengefunden.
Gemeinsam ging es über die Hauptstrasse aus der Stadt heraus in Richtung Brügg. Die ersten Auto-Drängler liessen nicht lange auf sich warten und mussten ihrem Unmut lautstark Luft machen. Eine Taxifahrerin sah rot und startete mitten im Dorf waghalsige Überholmanöver. Sie rammte dabei schier eine Verkehrsinsel und eine Handvoll Velofahrer. So viel Emotionen, so viel Risiko, nur um ein paar Meter Vorsprung zu gewinnen, in einem Rennen, das wohl nur in ihrer Fantasie existierte.
Wir zogen unbeschadet weiter bis nach Lyss, wo sich weitere KlimaaktivistInnen zu uns gesellten. Ein bunter, fröhlicher Haufen von mehr als hundert VelofahrerInnen, von ganz jung bis alt, bahnten sich nun ihren Weg in die Hauptstadt.
In Bern wurden wir von freundlichen Polizisten empfangen, die uns die Einfahrt in die Stadt frei machten. Zum Finale fuhren wir unter Applaus auf den Pausenplatz des Breitenrain-Schulhauses, wo nach und nach rund 1000 Velofahrer aus allen Himmelsrichtungen eintrafen. Für mich war es die erste Critical Mass über ein so lange Strecke, eine Bereicherung in vielerlei Hinsicht.
Entlang der Hauptstrassen grinsten uns die Guggisbergs und Günthörs entgegen. Wählen solle man sie, die Heimat wollten sie schützen, für mehr Sicherheit einstehen. Die Velostreifen auf der Hauptstrasse nach Bern aber sind rar. Von getrennten Fahrspuren mag ich im reichsten Land der Welt gar nicht erst träumen, soviel Sicherheit will man sich dann doch nicht leisten. Vom Plakat grinsen und in Ratsstuben endlose Debatten führen ist das Handwerk dieser Damen und Herren, dadurch wird aber weder die Klimakrise gelöst noch 1 Meter mehr Velostreifen gebaut.
Das nächste Mal treffen wir uns mit Pinsel und gelber Farbe oder um es mit Gretas Worten zu sagen „It’s time to rebel“.
Patrik Widmer ist Unternehmer und Velofahrer.
Wann Radfahrer nebeneinander fahren dürfen
Grundsätzlich ist das Nebeneinanderfahren für Radfahrer auf der Strasse nicht erlaubt, Rad-Wanderwege, Nebenstrassen und Begegnungszonen mal ausgenommen. Das regelt das Strassenverkehrsgesetz (SVG) in Art. 46. Abs. 2.
Allerdings regelt die Verkehrsregelnverordnung VRV ein paar Ausnahmen des obigen Grundsatzes. Das Nebeneinanderfahren ist nämlich beispielsweise gestattet, wenn die Gruppe der Velofahrer mehr als zehn Fahrer umfasst. Ebenfalls darf nebeneinander gefahren werden, wenn dichter Velo- oder Motorfahrradverkehr herrscht.
Keine Frage: am Tag der nationalen Klimademo in Bern am 28. September herrschte auf so manchen Zufahrtsstrassen „dichter Veloverkehr“.
I Bike to move it
Über 1’000 TeilnehmerInnen, mehr als 30 Velorouten aus der ganzen Schweiz, unzählige Mitwirkende – das war I BIKE to move it 2019 – Die Velosternfahrt zur nationalen Klima-Demo in Bern. Die Fahrt von Biel nach Bern wurde von der Klimastreik-Regionalgruppen Biel und Seeland, in Zusammenarbeit mit Crictical Mass Biel und Pro Velo Biel/Bienne-Seelsnd-Jura Bernois organisiert.