Urbanismus

Ein Brief aus der Zukunft

Biel, 1. August 2051 Liebe Ida, gibt es überhaupt ein grünes Bauen?  Dahinter steckt eine vertrackte Frage: Wie viel Wachstum ist nötig? Es gibt so viel Wachstum, wie Geld vorhanden ist. Da wir nach 1950 im Geld schwammen, haben wir bis 2021 mehr gebaut als alle Generationen seit den Römern zusammen, Ergebnis: la Suisse gonflée. Man konnte dem Wohlstand bei der Arbeit zusehen. Immerhin kamen wir um la Suisse doublement gonflée herum. Das ist der Zweitwohnungsbeschränkung und dem revidierten Raumplanungsgesetz zu verdanken. Das Siedlungsgebiet ist in den letzten dreissig Jahren nur wenig gewachsen, neue Einzonungen kamen nur noch in Ausnahmefällen vor. Das Zauberwort hiess Verdichtung nach innen.  Es gab 2021 in Biel keine grüne Baupolitik. Aber es gab es die Verdichtung nach innen schon seit 850 Jahren. In der Altstadt. Wachstum nach innen hiess über Jahrhunderte Umbau, Ausbau, Aufstocken. Voilà l’exemple. Heute begrenzt statt der Mauer die Zonenordnung den verfügbaren

Teilen:
Weiterlesen
Urbanismus

Selbstbestimmt und partizipativ wohnen

Der Bieler Verein IG «Interessengemeinschaft Selbstbestimmtes Wohnen» träumt von einem gemeinschaftlichen Wohnprojekt. Ein Haus, in dem man mit unterschiedlichen Menschen zusammenleben wird, die ähnliche Vorstellungen vom Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Sport und Geniessen haben. Und die sich auch im Austausch mit der Nachbarschaft sozial und kulturell vernetzen wollen. Bereits bei der Projektplanung wollen sie sich partizipativ einbringen. Modernes Wohnen – weniger Haben, mehr Sein Woher kommt das Bedürfnis nach gemeinschaftlicheren Lebensformen? – Im Vorwort zum Buch ‘Eine Geschichte des gemeinschaftlichen Wohnens’ steht: ‘Das gemeinschaftliche Wohnen gründet in der Idee, die Privatsphäre zu reduzieren und der gemeinschaftlichen Sphäre mehr Fläche und Gewicht zu verleihen’. Und weiter: ‘Wohnen als gemeinschaftliches Erlebnis zu begreifen, widerspricht dem Wohnen als Idee der höchsten Form von Privatheit…’. Der Wunsch nach Privatheit ist in den letzten Jahrhunderten immer wichtiger geworden, parallel zur ökonomischen Entwicklung und dem zunehmenden Individualismus. Doch heute scheint diese Entwicklung an ihr Ende zu kommen.

Teilen:
Weiterlesen
Ernährung

Mit Permakultur gegen das Zerbröckeln von „Ubuntu“

Wie finden Menschen zu einem selbstbestimmten und eigenständigen Leben in Einklang mit der Natur und in Harmonie untereinander? Diese Frage treibt Michael Mubaya seit einiger Zeit um. In seiner Heimat Zimbabwe hat er den Hof seiner Eltern in einen Vorzeigehof für Permakultur umgewandelt. Im Interview gibt er Einblicke in das sich entwickelnde Mubaya  Ökodorf. Ein Schweizer Förderverein mit Sitz in Biel hilft finanziell. Michael Mubaya, Du bist im Jahr 2011 nach einem längeren Englandaufenthalt nach Zimbabwe zurückgekehrt mit dem Ziel, dein Heimatdorf in ein Ökodorf zu verwandeln. Ist das nicht eine verrückte Idee? (Lacht) Ja, das ist es wohl! Ich gehöre eben zu den Träumern dieser Erde und glaube an die Selbstverantwortung durch Selbstversorgung! Auch hatte ich die Nase voll, in England als Migrant immer unten durch zu müssen! Das kann ich verstehen! In Europa ist die Umsetzung von kreativen Ideen für Einwanderer*innen nicht einfach. Wie kamst du gerade auf

Teilen:
Weiterlesen
Unkategorisiert

Zivilgesellschaft vs Bürokratie: Möglichkeiten privater Unterbringung

Was können Wohnsituation, Zivilcourage und Benevol-Arbeit gemeinsam für abgewiesene Asylsuchende leisten? Und wer kann davon profitieren? Diese Fragen werden hier anhand der persönlichen Erfahrung des Autors beantwortet. Und es kommen Betroffene zu Worte. Viele abgewiesene Asylsuchende aus Ländern, in welche eine Rückkehr in absehbarer Zeit weder möglich noch zumutbar ist, leben jahrelang unter unwürdigen Verhältnissen in kollektiven Notunterkünften mit durchschnittlich 8 Franken Nothilfe pro Tag und regelmässigen Polizeikontrollen. Dies betrifft sowohl Junge, Kranke wie auch Familien mit Kindern, welche zum Teil sogar den Schulunterricht intern besuchen. Pfarrer Daniel Winkler, der sich bei Riggi-Asyl engagiert, sagt zur Situation der Langzeitnothilfe bei Menschen, die aus Ländern mit erschwerten Rückkehrbedingungen kommen – Tibet, Eritrea, Afghanistan, Iran usw.: „Die desperate Situation führt dazu, dass die betroffenen Menschen entweder depressiv und suizidal werden oder aber sich völlig gehen lassen. Beides ist für unsere Gesellschaft wenig wünschenswert.“ Viele von ihnen sind arbeitsfähig und -willig; der Antritt

Teilen:
Weiterlesen
Unkategorisiert

Tiny House als Alternative und Zukunftsmodell

Mit einer kleinen Idee zum grossen Ziel? Das Tiny House als Kleinwohnform soll es möglich machen. Die alternative Wohnform besitzt ein grosses Potential, das Wohnen der Zukunft zu revolutionieren. Der Traum vom Eigenheim erhält durch die Kleinwohnformen zunehmend Aufwind – geringen Baukosten und überschaubaren Unterhaltskosten sei Dank. Bei den Kleinwohnformen handelt es sich um einen praktisch ausgerichteten Gegenentwurf zum konventionellen Wohnen. Grundlagen bieten brachliegende Flächen bei Industrien und Überbauungen. Jede geschlossene Wohneinheit ist höchstens 40m2 gross. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von der Verdichtung nach innen. Kleine innerstädtische Flächen werden optimal ausgenutzt, landwirtschaftlich genutzte Flächen bleiben bestehen. Schliesslich sollen Lücken nutzbar gemacht werden.  Der Verein Kleinwohnformen Schweiz zählt über 1000 Vereinsmitglieder und vertritt die Interessen dieser Wohnidee. Das Wort Tiny House steht sinnbildlich für alternative Wohnformen, wie das Miny House, die Jurte, den Zirkuswagen und die Musterwohnung. Das Miny House besteht aus natürlichen Baustoffen und bietet Platz für ein

Teilen:
Weiterlesen
Unkategorisiert

Blick zum Fenster raus

Wie eine neue Siedlung entsteht, aus dem Einzelnen ein kleines Dorf. Ein Einblick in die Wasenstrasse – Wohnbaugenossenschaft mit grosser sozialer Durchmischung und noch grösserem Potenzial. Friedensreich Hundertwasser (1928 – 2000), der bekannte Künstler und Architekt, vehementer Gegner jeder Standardisierung und «gerader Linie», sprach von drei Häuten, die uns umgeben. Die erste Schicht ist unsere natürliche Haut, dann folgt die der Kleider und als letzte die Mauer, unsere Wohnung oder Haus. In allen soll sich der Mensch wohlfühlen, allesamt sind intim und persönlich. Die Fenster, so Hundertwasser, sind Brücken zwischen dem Innen und Aussen.  Als einer der ersten Mieter lebe ich seit August 2016 in der Siedlung Wasenstrasse, welche Teil der Bieler Wohnbaugenossenschaft biwog ist. Die Wohnungen fanden nur zögerlich neue Bewohner*innen; das Leben, erschwert durch die Baustelle des Neubaus, fand sich nicht zurecht. Das war der Ausgangspunkt der Equipe Bonwasinage, von drei Personen ins Leben gerufen, um der Siedlung

Teilen:
Weiterlesen
Unkategorisiert

Übers Zusammenleben und die Zukunft

Noch wuselt es nur so von Leben. Auf jedem Wiesenfleck, in jeder Pfütze, in jeder Stadt werkeln die unterschiedlichsten Wesen vor sich hin. Diese Masse macht Mut. Aber sie ist auch eine Herausforderung. Auszug aus einem Podcast, der dem nachgeht, was Zusammenleben ist – und was es noch sein könnte Die Erde ist eine ziemlich grosse Gross-WG. Unzählige Tiere, Pflanzen, Menschen, Bakterien und Pilze bewohnen einen einzigen Planeten. Und sie alle wollen Ähnliches und doch wieder völlig Anderes. Bei so viel Wollen und so wenig Platz scheint die Apokalypse nicht mehr weit. Wir für unseren Teil – wir, das sind Lou, Anja und Milena – wollen aber mehr Utopien und weniger Dystopien. Und am allerbesten ein paar geteilte Utopien, in denen es Platz für alle gibt. Aus diesem Grund haben wir uns gefragt: Was bedeutet das eigentlich, Zusammenleben, und was könnte es noch bedeuten? Wie sehen entsprechende Utopien und Bedürfnisse

Teilen:
Weiterlesen