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Das Leben besetzen

Im französischen Notre-Dame-des Landes entsteht über mehrere Jahrzehnte die erste ZAD – eine real existierende Utopie mit grosser Ausstrahlung. Doch auch nach innen ist die Besetzung fruchtbar, es entspinnen sich neue Arten die Welt zu bewohnen. Die «Besetzung» nimmt in Gene Sharps umfassender Sammlung gewaltfreier Aktionsformen keinen besonderen Platz ein. Als 173te von 198 Methoden steht sie neben Reden, Bannern, Zeitungen, Liedern, Märschen, Streiks und Boykotten. Was aber in Erinnerung bleibt, ist das Beispiel, mit dem der amerikanische Politikwissenschaftler die gewaltfreie Besetzung in seinem vor 50 Jahren erschienenen Klassiker illustriert: Im November 1969 nimmt eine Gruppe von Ureinwohnern die kleine, vor San Francisco gelegene Felseninsel Alcatraz ein. Sechs Jahre früher war das berühmte aber marode Hochsicherheitsgefängnis geschlossen worden. Die Ureinwohner berufen sich auf alte Verträge, denen zufolge nicht mehr genutztes Bundesland an seine ursprünglichen Besitzer zurückfällt. Mehrere Familien richten sich auf «The Rock» ein, wie die Insel auch heisst, eröffnen

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Buchtipp: Rich Lands of Poor People – Reiches Land armer Leute

Über die Machenschaften des Holcim-Konzerns im indischen Bundesstaat Chattisgarh. Gerade passend zum aktuellen Geschehen rund um die erste ZAD (siehe Text „Orchidées contre béton armé“) erschien im letzten Herbst das Klick-Reportagemagazin #1 mit einer ausführlichen und persönlichen Bild- und Textreportage von Karin Scheidegger. 2013 und 2014 reiste sie in den indischen Bundesstaat Chattisgarh, um dort im Auftrag eines Zürcher Ethnologen Bilder einer indischen Zementfabrik zu schiessen. Vorausgegangen war dem im April 2012 eine Ausstellung zum hundertjährigen Holcim-Firmenjubiläum im Berner Kunstmuseum, unter dem schönen Titel «Industrious», zu deutsch soviel wie «fleissig, arbeitsam» und alles gesponsert von Holcim selbst. Der preisgekrönte Starfotograf Marco Grob hatte ein Budget von 100’000 Franken zur Verfügung. Zusammen mit den beiden anderen Fotografen David Hiepler und Fritz Blunier entstunden schöne Bilder, welche die firmeneigene PR unterstreichen sollten, denn Holcim gibt sich gerne als nachhaltiges, umweltbewusstes und soziales Unternehmen aus, was ein unkritischer Blick auf die Holcim-Website durchaus

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Urbanismus

Nimm die Autos weg und es lebt wieder

Emmanuelle Houlmann und Roman Tschachtli haben zusammen mit ihren Töchtern Leola und Nena ein einzigartiges Kinder-Buch mit kraftvoller Message geschaffen. «blume de bitume» zeigt traumhafte grossformatige Bilder, auf denen die Bieler Kanalgasse zu neuem Leben erwacht. Denn die Autos sind auf einmal weg… Es war vor einem Jahr, im März 2020, als sich Emmanuelle Houlmann und Roman Tschachtli ins Atelier der Officina Helvetica begaben, um ihr Projekt endlich auf Papier zu bringen. Die Geschichte war geschrieben, der Druck der ersten beiden Bilder geplant, das Linoelum geschnitzt, da kam der Lockdown. Und die leergefegte Kanalgasse, wie sie auf Bild zwei von «blume de bitume» als kindlich imaginärer Zauber vorkommen sollte, war plötzlich ganz real. Verrückter Zufall oder Schicksal – auf jeden Fall eine Steilvorlage, Corona kurzerhand in die Geschichte einzuflechten. Das Virus als Gassenfeger, als wäre das von Anfang die Idee gewesen. Ein Pflänzchen bricht Festgefahrenes auf Der Unterschied von Realität

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Knochenarbeit, Kreativität und Ausdauer

Ein Autobahnprojekt stoppen, galt als Ding der Unmöglichkeit. Während Jahren wurden WestastgegnerInnen der ersten Stunde ausgelacht und angefeindet. Dank ihrer Hartnäckigkeit und Ausdauer konnte schliesslich nicht nur das Westast-Ausführungsprojekt gebodigt werden; dieser Erfolg setzt ein ermutigendes Zeichen für alle, die für eine lebenswerte Stadt und gegen die weitere Verbetonierung im Dienste von Profit und Verkehr kämpfen. Zum Schluss wollten sich alle als HeldInnen feiern lassen. Allen voran der Bieler Stadtpräsident Erich Fehr, der nach jahrelanger Blockade plötzlich Dialogbereitschaft markierte und im Vorfeld der Bieler Wahlen quasi über Nacht vom Westastturbo zum Verfechter einer Nachfolgelösung mutierte. Nun präsidiert er die neu geschaffene Behördenorganisation mit dem sperrigen Namen Espace Biel/Bienne.Nidau, welche die Empfehlungen aus dem Westast-Dialog umsetzen soll. Notabene nach altem Muster: Mit Unterstützung von «Experten» und Fachgremien, unter weitgehendem Ausschluss der Öffentlichkeit. Auch einige Verbandsfunktionäre sonnten sich im Rampenlicht, jede der am Dialogprozess beteiligten Schutzorganisationen wollte den Erfolg auf ihre eigenen

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Bieler Sachplan Velo – alter Wein in neuen Schläuchen?

2020 war – allen Krisen zum Trotz – für Velofahrer*innen ein gutes Jahr. Überall auf der Welt wurden Pop-Up Radwege gebaut oder Parkplätze in Velowege umgewandelt. Und in Biel? Ein behördenverbindlicher Sachplan Velo 2035 mit 80 Massnahmen ist seit letztem Jahr in Arbeit. Doch was taugt er und wie beeinflussen ihn die Erkenntnisse aus dem Westast-Dialog? Mit welcher Strategie wird Biel von einer Autostadt zur Velostadt? Eine Auslegeordnung. Das Gute zuerst: Nach jahrelangen Diskussionen, mehreren Grossdemos und einem intensiven Westast-Dialog ist klar; das Betonmonster mit Anschlüssen im Stadtzentrum und 15 Jahren Bauzeit wird nicht gebaut. Auch ursprüngliche Befürworter*Innen wie Stadtpräsident Erich Fehr oder wirtschaftsnahe Kreise haben die Zeichen der Zeit erkannt. In den ab-schliessenden Empfehlungen zum Westast-Dialog wurde von fast allen politischen Seiten die Forderung nach einer konsequenten Förderung des Velos im urbanen Umfeld unterstützt. Die Velo- und Fussverkehrsachsen entlang der Gewässer begeistern und führen zur Frage: Wann geht es

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Urbanismus

Neues Leben für das Schlachthof-Areal

Erst vor wenigen Monaten ins Leben gerufen, hat die IG Schlachthof am 29. Mai die Bevölkerung zu einer Infoveranstaltung auf das Areal des ehemaligen Bieler Schlachthofs eingeladen. Rund 400 Personen sind diesem Ruf gefolgt, sind über das Gelände geschlendert und haben ihre Ideen mitgebracht, wie das Areal neu belebt werden kann.  In gut besuchten Führungen haben die Organisator*innen Einblick in die Vergangenheit gewährt und Anekdoten über die Geschichte des Areals erzählt. Heutige Mieter*innen öffneten Tür und Tor und ermöglichten den Besucher*innen Einblicke in die momentane Nutzung. Mit Interesse haben diese die teilweise museal anmutenden Innenräume bestaunt oder sich über lokale Kunst, die projizierten Fotos von Heini Stucki oder eine Weindegustation gefreut. Tatsächlich wurde der Schlachthof an diesem Nachmittag zum Leben erweckt, für ein paar Stunden ist er ein Ort der Begegnung unterschiedlichster Bieler*innen und Besucher*innen von nah und fern geworden. Viele haben die Chance gepackt und in einem Videostatement oder

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Regionalspital Biel: Neu und gesünder?

Eigentlich weiss man es schon lange: Die Zufahrt zum Beaumont-Spital ist für Patient*innen, Personal, Lieferant*innen und vor allem die Anwohner*innen eine Qual. Das war nicht immer so: Als das Spital im Beaumont in den 1930er-Jahren gebaut wurde, schätzte man die Höhenluft ausserhalb der schlotenden Stadt und über dem (damaligen) Bodennebel. Heute sind Spitäler keine Kurhäuser mehr, hier wird längst auch nach betriebswirtschaftlichen Prinzipien gearbeitet. Zudem nehmen stationäre Behandlungen ab, während die Angebote für ambulante Behandlungen ausgebaut werden, wie Kristian Schneider, Direktor des Spitalzentrums Biel, erklärt. Der Verkehr habe so durch Kurzbesuche z.B. für Untersuchungen, Physiotherapie etc. auf 70‘000 Patientenbesuche jährlich zugenommen. 1’400 Personen arbeiten in diesem Spital, 2‘500 Autos fahren täglich den Berg hoch und wieder runter. Was bisher evaluiert worden ist Nun endlich die längst nötige Wende: Die Spitalleitung will an einen neuen Standort zügeln und hat anhand einer unveröffentlichten Standortevaluation dafür das Brüggmoos auserkoren. Klar ist: Spitalleitung und

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Blumen aus dem Asphalt

Nur wenige Schritte vom Bahnhof entfernt, liegt das rund 8000 Quadratmeter grosse Areal des ehemaligen Bieler Schlachthofs. Bis vor kurzem waren die historischen Gebäude wegen der geplanten Westast-Autobahn vom Abriss bedroht. Nun regt sich neues Leben… Am 29. Mai lädt die IG Schlachthof-Kulturzentrum zum Ortstermin auf das einmalige Gelände. Ihre Vision: Ein Kultur- und Gemeinschaftszentrum, von der Bevölkerung, für die Bevölkerung… Sogar für die meisten Bielerinnen und Bieler ist das Areal zwischen Salzhaus- und Murtenstrasse Terra incognita – unbekanntes Niemandsland. Viele haben noch nie etwas über den Bieler Schlachthof gehört und wissen nicht, was sich hinter den hohen Mauern und verfallenen Schutzzäunen verbirgt. Und doch, in Fussdistanz zum Bahnhof, in direkter Nachbarschaft zu Berufsschulen, Kunstschule und (zukünftiger) Fachhochschule gelegen, stellt das Schlachthof-Areal den Übergang vom lebendigen westlichen Knotenpunkt Biels zum Wohnquartier Mühlefeld dar. Wer das öffentlich zugängliche Areal betritt, staunt schnell über dessen Grösse, den schmucken Innenhof, die verschnörkelte Fassade

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