Sieben Jahre lang hat Mendel Hardeman an seinem Film „das Meer des Pilgers Antonio“ gearbeitet. Dieser dreht sich rund um Canudos, einen Ort mitten im Sertão, einer halbwüstenartigen Landschaft im Binnenland Brasiliens, dessen Magie es Hardeman angetan hat. Zusammen mit seiner Frau hat der Filmemacher selbst vor Ort gelebt und die täglichen Mühen rund ums Wasser mitgetragen. Folgender Auszug aus einem Newsletter der beiden vom Dezember 2018 gibt einen Einblick. „Wenn die grosse Pumpe des Dorfbrunnens – 250 Meter tief! – nicht kaputt ist;Wenn der Beamte, der zu festen Zeiten den zentralen Wasserhahn aufdrehen sollte, wodurch das Wasser zum Dorf gelangt, dies auch tatsächlich tut;Wenn das Wasser auf seinem langen Weg zum Dorf keinen leckenden Leitungen begegnet;Wenn die Menschen in der Nähe des Brunnens, die den Brunnen zur Bewässerung nutzen, den Hahn des Dorfes nicht gleich wieder zudrehen, damit sie weiter bewässern können; Wenn wir dann endlich zweimal in der
WeiterlesenSeries: Nr. 30 - 2019/06
Fokus. Wasser.
„Wir könnten Wunder vollbringen“
Vier Fragen an Marc-André Bünzli, Chef der Fachgruppe Wasser und sanitäre Versorgung des Schweizerischen Korps für Humanitäre Hilfe. Was er sagt rüttelt auf. Zum Beispiel, dass wir werden lernen müssen, ohne das Schmelzwasser der Gletscher zu leben, und aufhören sollten, uns wie ein Bakterienvoll zu verhalten. Die Schweiz verfügt, wie andere Länder auch, über grosse Wasservorräte. Wäre ein Wassermangel-Szenario wie im Libanon hier vorstellbar? Im Jahr 2018 haben wir eine verlängerte Phase der Hitze aber auch der sehr schwachen Regenmessung gehabt, der Fluss Doubs ist sogar während einigen Wochen verschwunden. Wenn es in der Schweiz während sechs Monaten nicht regnen würde, würden wir mit einer schrecklichen Dürre konfrontiert, auf die wir schlecht vorbereitet sind. Kein Land ist also vor den Ungewissheiten des Klimas geschützt, auch wenn die Wassernetzwerke professionell verwaltet werden. In nächster Zukunft werden wir auch lernen müssen, ohne das Schmelzwasser der Gletscher, welche bald aus der Schweiz verschwunden sein
WeiterlesenDarf nicht bleiben – kann nicht gehen: der Briefwechsel dazu
Wieso gibt es überhaupt abgewiesene Asylsuchende, die nirgendwohin können und trotzdem keine (provisorische) Aufnahme erhalten? Dies fragen sich unsere engagierten Autoren Rudolf Albonico und Margrit Schöbi. Und sie haben Antworten bei Mario Gattiker gesucht, Staatssekretär des neuen Staatssekretariats für Migration. Im Folgenden der Briefwechsel. Im Asylgesetz steht doch: „Ergibt die Prüfung, dass der Vollzug nicht zulässig, nicht zumutbar oder nicht möglich ist, ordnet das SEM stattdessen eine vorläufige Aufnahme für die betroffene Person an.“ und im „Handbuch Asyl und Rückkehr“ heisst es ausdrücklich: „Die Folge der Unzulässigkeit, Unzumutbarkeit oder Unmöglichkeit des Vollzugs der Wegweisung ist die Verfügung einer vorläufigen Aufnahme.“ Wir schrieben im Februar dieses Jahres einen Brief an Staatssekretär Mario Gattiker. Er ist „der oberste Migrationsbeamte der Schweiz“: „Warum gibt es abgewiesene tibetische Asylsuchende? Seit wir verschiedene TibeterInnen kennen, die seit Jahren einen abschlägigen Asyl- entscheid haben und eigentlich längst in ihrem Land zurück sein müssten, hier auf Nothilfe angewiesen
WeiterlesenDie Römerquelle: Denkmal und Unort zugleich
Ohne die Römerquelle – das darf man füglich behaupten – gäbe es Biel nicht. Während Jahrtausenden hatte sie ihren Kalk an der warmen Erdoberfläche abgelagert und einen Hügel gebildet, der sich als idealer Siedlungsplatz anbot und auf dem Biel entstand. Jahrhunderte lang versorgte sie dann die Stadt mit frischem Trinkwasser. Heute hat sie weitgehend ausgedient. Doch ihre historische Bedeutung hat sie damit keineswegs verloren. Es ist kein attraktiver Ort. Ein steiler Pflasterweg zwischen Technikum und christkatholischer Kirche, daneben eine Mauer und ein Wassergraben. Dann ein rutschiges Kiesweglein, ein hoher Absatz, ein kleine Matte mit verschmutzten Steinbänken. Nebenan, versteckt hinter einer von Schlitzen durchbrochenen Blechwand und einer kleinen Eisentüre, ist sie verborgen: die Römerquelle, oder wie sie früher hiess, die Brunnquelle. «Ein gut küller Quellbrunn lobesan, Das beste Wasser tut er han, Das fleusst durch die Reben in die Statt, Darin man hat Viel köstliche Brünnen zugericht, Daraus das Wasser herfürbricht,
Weiterlesen„Niemand will in ein System investieren, das unsere Lebensgrundlagen kaputt macht“
„Begonnen hat alles mit einer Kuh auf einer Weide, die über Stunden erbärmlich schrie“, sagt Franziska Herren, Initiantin der sogenannten Trinkwasser-Initiative, zum Kickoff ihres Engagements. Im Interview erklärt sie, was es damit auf sich hat, wie die konventionelle Landwirtschaft Umwelt und Gewässer vergiftet, und dass wir alle mit unseren Steuergeldern diese Umweltsünden mitfinanzieren. Genau das will die Initiative, über die wir voraussichtlich im Mai 2020 abstimmen werden, künftig verhindern. Als nächstes steht eine Plakataktion am 19. + 20. Juli in Bern an (siehe Infobox am Schluss). Frau Herren, Sie sind nicht im politischen Tagesgeschäft tätig. Was hat Sie dazu bewogen, als Privatperson die Trinkwasserinitiative zu lancieren? Begonnen hat alles mit einer Kuh auf einer Weide, die über Stunden erbärmlich schrie. Als ich den Bauern nach dem Grund fragte, erklärte er mir, man habe ihr soeben das Kalb weggenommen. Für mich war das ein Auslöser, um mehr über die Schweizer Milchwirtschaft zu recherchieren.
WeiterlesenDarf nicht bleiben – kann nicht gehen
Es gibt in der Schweiz hunderte abgewiesene AsylbewerberInnen, die hier nicht bleiben dürfen, aber auch nicht in ihr Herkunftsland zurück können. Was das Staatssekretariat für Migrationdazu sagt. Und: welchen Spielraum der Jurist, Professor für Migrationsrecht und Präsident der nationalen Kommission zur Verhütung von Folter sieht. Prêles ist erledigt. Am 13. März 2019 hat der Bernische Grosse Rat das Projekt eines Ausreisezentrums in Prêles mit 80 gegen 73 Stimmen abgelehnt. Das war möglich, weil viele Grossrätinnen und Grossräte aus allen politischen Lagern verstanden haben, dass das Vorhaben ein menschenrechtlicher und wirtschaftlicher Unsinn gewesen wäre. Aber: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Der zuständige Regierungsrat Philippe Müller und seine Leute vom Migrationsdienst (MiDi) suchen nun einen anderen Ort für die «Zwischenlagerung» der Abgewiesenen. Abgewiesen ohne Rückkehrmöglichkeit – Überleben mit Nothilfe Nach dem Entscheid des Grossen Rates können die abgewiesenen Asylbewerber ohne Rückkehrmöglichkeit für den Moment weiterhin dort leben, wo sie heute sind: im Dorf, in
WeiterlesenLeben im Fluss! – Vom Versuch, ein Leben im Flow zu proklamieren
Seit bald 20 Jahren leben und (re)agieren wir im 21.Jahrhundert. Die Digitalisierung, der globale Gedanke und die Transitionsbewegung halten uns atemlos. Der Umgang mit Zeit und Ressourcen wird immer schwieriger. Was ist eigentlich Zeit? Was eine Ressource? Was sind meine Ressourcen? Kann ich in Anbetracht zunehmender Komplexität im Fluss mit mir sein? Im Flow? …«i mag eifach nitta!» sagt Rolf Schmid, der Komödiant mit diesem wunderbaren Bündner Dialekt. Und was er da sagt, ist meine Rede! Entkräftet sitze ich an meinem Arbeitsplatz und versuche mich in Motivation. Vor mir ein Stapel Arbeit, dem ich eigentlich nicht nachgehen mag. Lauter Problemstellungen, für die ich keine Lösung finde. Dabei bin ich visueller Gestalter und dazu selbständig – ich lebe den Traum vom kreativen Menschen! …und trotzdem bin ich gefangen. Die Arbeit, die sich da vor mir stapelt – welchen Sinn macht die eigentlich? Bringt sie der Welt etwas – bringt sie mir etwas?
WeiterlesenAm Anfang war die Wasserkraft
Die Wasserkraft zog Gewerbe und Industrie an den Flusslauf. Um diese Kraft wurde erbittert gekämpft. Entlang der Schüss wuchs eine Reihe von Industrie-Arealen mit zahlreichen Arbeitsplätzen. Die Deindustrialisierung verwandelte die Areale schliesslich in Industrie-Brachen. Der Boden mitten in der Stadt erfuhr eine ungeheure Wertsteigerung. Jetzt soll er als Wohnquartier weiterhin Rendite bringen. Wird dies langfristig gut gehen? – Der Autor dieses Beitrags führt diesen Samstag 22. Juni Interessierte entlang der Schüss durch 400 Jahre Wirtschaftsgeschichte (siehe Infobox am Ende des Beitrags) Schon im Mittelalter trieben Wasserräder an der Schüss Getreidemühlen an. Zudem liessen sich Schmiede und Glashütten an ihrem Lauf durch das St. Immer-Tal nieder, um ihre Gebläse zu betreiben. Andere Betriebe stampften, zerrieben oder pressten mit Hilfe der Wasserkraft. Ein Flusslauf war einst für Gewerbe und Industrie eine Standortbedingung. Die Buchstaben auf der Skizze markieren Standorte der Wasserkraft-Nutzung in Biel. Es entwickelten sich an diesen Orten teils respektable Industrieanlagen,
WeiterlesenWie die Jugend die Welt wachzurütteln versucht
Überall hört man davon, ob am Radio in der Tagesschau oder auf den Strassen, die Klimabewegung war selten so präsent wie in diesem Frühjahr. Eine Schülerin, die mittendrin ist, hat für die Vision 2035 Stimmen unter Mitstreikenden gesammelt. „There is no plan (et) B“ „Try counting your money while holding your breath!“ „If the climate was a bank, it would have been saved by now“ „Make love not CO2“. Transparente mit Sprüchen wie diese zeugen von nun typisch gewordenen und regelmässig stattfindenden Klimademos, hier in Biel und vielen anderen Städten. Es ist als hätten Tausende von Jugendlichen darauf gewartet, dass endlich jemand seine Worte zu Taten macht, nur um auf die Strassen zu stürmen und mitzumachen. Die Problematik war den meisten schon lange bewusst, aber man wusste nicht wo anfangen, man war wie überfordert. Als nun aber durch das wöchentliche Streiken der jungen Schwedin Greta Thunberg die Bewegung #Fridaysforfuture aufkam,
WeiterlesenQuartier Nouveau statt Agglolac – Utopie als Notwendigkeit
Die BielerInnen glauben den «Grösser – Besser – Neuer» Versprechungen ihrer Stadtoberen nicht mehr. Das Millionen-Beton-Grab Tissot-Arena oder der sistierte Westast zeigen es. Und die nächste unsichere Grossbaustelle folgt mit Agglolac bereits. Wird der Investoren-Traum realisiert oder geht die Planerei um das Expo.02 Gelände von vorne los? Mit Quartier Nouveau wird ein dritter Weg skizziert, der die Stärken von Biel nutzt, Innovation und Interdisziplinarität fördert und einen Weg aufzeigt, wie in einer zukunftsweisenden Stadtplanung auch Qualitäten wie Kreativität, Empathie und Anpassungsfähigkeit gelernt und gelebt werden könnten. Nach 20 Jahren Architekturwettbewerben steht Hans Stöcklis Venedig-Vision vor dem Scheitern. Sollte Agglolac entweder in Nidau oder Biel abgelehnt werden, die Chancen dazu sind erheblich, steht die Planergilde vor einem Fiasko. Ein mehrheitsfähiges Nachfolgeprojekt ist auch nicht in Sicht, und Mobimo pocht auf Verträge – oder Millionen aus der leeren Bieler Stadtkasse. Was tun? Rasch ein Alibi-Projekt mit ein paar Beruhigungspillen (Sozialer Wohnungsbau, un
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