Fiona Link hat einen inspirierenden Selbstversuch gewagt: Einen Monat lang nur mit Nahrungsmitteln aus einem Umkreis von 30 Kilometern leben. Im Interview erzählt sie von den Hürden und Freuden dieser Regio-Challenge – einer Vertiefungsarbeit am Berufsbildungszentrum Biel, die das Einkaufsverhalten von ihr und ihrem Partner grundlegend und nachhaltig verändert hat. Einen Monat lang „Regio-Challenge“ im letzten Herbst. Was ist dir in besonderer Erinnerung geblieben? Das grösste Aha-Erlebnis war die Feststellung, dass mein Lieblingszuckerbäcker in Bern meinen Lieblingskuchen aus rein regionalen Zutaten herstellt. Das hat mich sehr gefreut. Er propagiert es nicht gross, er macht es einfach. Ganz allgemein hat sich mir im Verlauf der Regio-Challenge in Gesprächen mit ProduzentInnen gezeigt: die Ausrichtung auf Produkte aus der Nähe ist vielerorts schon ganz normal… …wird aber kaum hervorgehoben, wenn ich richtig verstehe. Ja, es müsste viel mehr betont werden. Dann würden noch andere Leute darauf aufmerksam werden. Aber man will halt, so
WeiterlesenSchlagwort: KOnsum
Meer, nicht weniger
Wir leben in Zeiten des Immer-mehr. Immer mehr Menschen fordern darum weniger. Doch dieses Weniger hat seine Tücken. Es stellen sich Fragen: Weniger wovon? Und wessen Meer? Ein Essay. Wir kennen die Form des Immer-Mehr bis zum Abwinken: Wachstumskurve über Wachstumskurve, nur die Einheiten variieren: Bruttoinlandprodukt, Rohstoffgewinnung, Energieverbrauch, Personenkilometer, Düngemitteleinsatz etc. Und gleichzeitig steigt die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre, die Versauerung der Ozeane, der Biodiversitätsverlust, die Abfallmenge. Seit den 1950er-Jahren krümmen sich viele dieser Kurven steil und steiler nach oben. Die Forschenden um den Berner Umwelthistoriker Christian Pfister nannten das vor über 25 Jahren ein «1950er-Syndrom». In jüngerer Zeit wird auch von einer «Grossen Beschleunigung» (great accelleration) gesprochen. Erdwissenschaftler sehen in der Mitte des 20. Jahrhunderts den Beginn einer neuen Epoche, des Anthropozäns – der Mensch, so ihre Erkenntnis, ist zu einer geologischen Kraft geworden. Das Immer-Mehr verändert unseren Planeten in seinen Grundfesten. Zur Illustration: Eine Gruppe von Forschern um
WeiterlesenVom Konsumieren und Kreieren
Wie gelingt nachhaltiger Konsum am Beispiel Biel? Was gibt es zu „beachten“ beim Konsum nach nachhaltigen Kriterien? Welche Möglichkeiten gibt es, sich zu versorgen, ausser über konventionellen Kauf? Was ist überhaupt der Bedarf? Und wie steht nachhaltiger Konsum mit Verzicht in Verbindung? Unsere Autorin stellt sich viele Fragen und geht ihnen auf den Grund, was sie am Schluss zu einer wichtigen Erkenntnis führt. Letztes Jahr betrat ich einmal einen sogenannten «Super-Markt». Das ist der Ort, an dem mehr oder weniger alle Güter des privaten Ge- und Verbrauchs käuflich zu erwerben sind und der Durchschnittsbürger wohl mehrmals in der Woche ein und aus geht. Ich war zu dem Zeitpunkt über Monate nicht dort gewesen und wurde mir dessen nach wenigen Schritten plötzlich bewusst. Mein Blick schweifte über die Regale und ich staunte über die Palette an Produkten in jeglichen Variationen. Was all dies ist, fragte ich mich. Und vor allem, wer all dies kauft? Viel wichtiger
WeiterlesenKonsum geht uns alle an
Das Schwerpunktthema der aktuellen Vision 2035 gibt zu reden. Denn: wir alle konsumieren und beeinflussen damit unsere Umwelt, die Gesellschaft und die Wirtschaft. Wir alle haben es also auch in der Hand, etwas am aktuellen System zu ändern. Zur Einstimmung auf die Zeitung, die dieser Tage aufgelegt wird, hier das Editorial. Mit dem Konsum ist es so eine Sache« eine ziemlich zweischneidige. Er beschert uns einerseits die schönsten genussvollsten Momente, andererseits auch die hässlichsten Schreckmomente, wenn wieder mal irgend ein Lebensmittelskandal aufgedeckt wird. Sofort dann der Check im Kopf: habe ich allenfalls davon gegessen? Erleichterung. Alleine die Tatsache indes, dass ganz viele andere vom Betreffenden gegessen haben, ist tragisch genug. Die Menschen werden zu abertausenden mit minderwertigen Produkten versorgt, mit krankmachenden Genussmitteln und Fastfood verführt, mit Getreide von Feldern, in die schon literweise Gift gesickert ist, und Produkten von Tieren, die vollgepumpt mit Antibiotika und Hormonen unter absolut grauenhaften Umständen
WeiterlesenDer Homo Oeconomicus – Ich konsumiere, also bin ich!
Wie kommt Konsum zu Stande? Wie kann ich ein System beeinflussen, dass seit Jahrtausenden in der Gesellschaft etabliert ist? Wie schaffen wir die Transition von der Markt- in die Sozialökonomie? Im Obergeschoss des Kosmos, einem alternativen Restaurant/Bücherladen/Kino an der Zürcher Europaallee, habe ich kürzlich folgende Beobachtung gemacht: Wir sitzen bei Kaffee und Kuchen im Bücherladen, neben uns eine Mutter mit ihrer vierjährigen Tochter. Die Kleine ist sprichwörtlich in einem Haufen Kinderbücher versunken. Plötzlich meint die Mutter zu ihrer Tochter «…du Noëmi, Julie hat morgen Geburtstag. Möchtest du ihr ein schönes Buch kaufen?». Die Tochter überlegt und meint: «Etwas mit Rittern» … «Julie liebt Prinzessinnen, nicht Ritter» die Antwort der Mutter. Noëmi insistiert «Ritter!» … «Nein, Julie steht auf Prinzessinnen … (Pause) … oder vielleicht etwas mit Astronauten. Was meinst du?». Die Tochter sieht ihre Mutter fragend an. Diese hat sich vor die Kinderbücherwand gestellt und browst durch die bunten Bücher. «Da
WeiterlesenWaschmittel aus Rosskastanien
Als unsere Autorin für einen Text in der Vision 2035 über ihren Konsumwandel nachdachte, fiel ihr plötzlich das mit dem Rosskastanien-Waschmittel ein. Kurzerhand sammelte sie ein Säckchen voll der jetzt fallenden Herbstfrüchte und versammelte ihre Familie um den Tisch. Sie meint denn auch: Das Rezept empfiehlt sich für die gemeinschaftliche Herstellung. Hier die Anleitung. Granulat herstellen: Rosskastanien sammeln (möglichst grosse und ohne grüne Hülle) bei Bedarf kurz abspülen um von Erde zu befreien mit scharfem Messer vierteln mit Obstmesser Schale abziehen zwei bis drei Tage trocknen lassen klein häckseln (z.B. mit Moulinette) vollständig trocknen lassen und lagern (trocken und kühl in einer Dose oder im Stoffbeutel) zum Gebrauch: für eine Waschgang 2-3 Esslöffel des Granulats über Nacht (mind. 4h) einweichen in ca. 150ml Wasser absieben: Flüssigkeit in Flasche füllen und Granulat im Bioabfall entsorgen Flüssigkeit wie Flüssigwaschmittel gebrauchen und waschen! Tipps: Kastanien frisch verarbeiten. Denn: je trockener, desto härter sind
WeiterlesenNach der Saison ist vor der Saison
Vor einem Jahr hat Loa Buchli einen radikalen Entscheid getroffen: sie hat ihren guten Bundesjob aufgegeben und ein downsizing durchgeführt. Sie wollte wissen, ob und wie es sich mit wenig Hab und Gut und reduziertem materiellen Konsum lebt. Und ob sich ihre ökologischen Vorstellungen in der Gastronomie umsetzen lassen. Im Valle Maira, einem wunderschönen, wilden Bergtal im Piemont, führt sie seit 2018 ein vegetarisches Restaurant. Die erste Sommersaison ging Ende September zu Ende. Das Restaurant öffnet seine Türen in der Wintersaison, je nach Schneeverhältnissen, von Februar bis Mitte April. Die Zwischenzeit hat Loa in der Schweiz verbracht… Wenige Touristen verirren sich insValle Maira zwischen November und Januar, abgesehen von den Weihnachtsfeiertagen und Neujahr. So entschied ich mich, in dieser Zeit in die Schweiz zurückzukehren und in der tollen kleinen Bar in Biel zu arbeiten, in der ich vor meiner Abreise nach Italien meinen minimalen Lifestyle mit Kaffee brauen zu finanzieren
WeiterlesenMein Zauberböxchen
Wie kam es zum persönlichen Sündenfall? Unser Autor erzählt. Lange Jahre hatte ich mich erfolgreich dagegen gewehrt, jederzeit überall erreichbar zu sein und gebeugten Hauptes mit auf Display fixiertem Tunnelblick durch die Welt zu gehen. Ich bin doch nicht wie all die vielen Zombies und Handyjunkies! Doch: Ein Grafiker ohne Handy, so begriff ich nach wiederholter Kritik an mir, ist in etwa so glaubhaft, wie Harry Potter ohne Zauberstöckchen. Und weil meine Umwelt mit mir digitalem Immigranten zunehmend Erbarmen hatte, wurde mir tatsächlich irgendwann ein Handy (iPhone 4-irgendwas, made in irgendwo) geschenkt. Es kam über dubiose Wege aus Asien zu mir und ich konnte damit nicht viel mehr als simsen, telefonieren und ein paar dümmliche Spiele spielen: Melonen in der Luft entzweischneiden, Zombies jagen und mit schnellen Scrollbewegungen jungen, hübschen Asiatinnen die Röckchen hochheben, zwecks Feststellung der Farbe ihrer Unterwäsche. Es lebe die digitale Revolution! Aber immerhin: nun hatte ich
Weiterlesen