Zu Beginn eine verrückte Idee, hat sich das Kulturschutzgebiet seit seiner Entstehung ständig weiterentwickelt. Das Stadtentwicklungskonzept für Nidau und Biel, bei dem die Bevölkerung die Hauptrolle spielt, nimmt konkrete Formen an. Am Anfang träumten wir davon, auf dem Gebiet der ehemaligen Expo 02 zwischen Nidau und Biel etwas Undenkbares zu realisieren. Wir träumten von einem Projekt, das die Prinzipien der Nachhaltigkeit konsequent in die Stadtentwicklung einbezieht. Je länger wir darüber nachdachten, desto mehr glaubten wir daran. Am See unten haben wir eine Möglichkeit, die sich nur ganz wenigen Städten bietet. Es gibt dort eine Brache riesigen Ausmasses, die in anderen Städten längst überbaut worden wäre und die wir mitgestalten können. Wir sagten uns, dass wir diese Chance packen wollen. So fing alles an. In der Folge beschäftigen wir uns mit der Frage, was Freiraum heutzutage ausmacht. Wir haben bereits einen Stadtpark, einen Schlosspark, einen Strandboden und Flanierzonen – Freiräume zum
WeiterlesenKategorie: Urbanismus
Neues Leben für das Schlachthof-Areal
Erst vor wenigen Monaten ins Leben gerufen, hat die IG Schlachthof am 29. Mai die Bevölkerung zu einer Infoveranstaltung auf das Areal des ehemaligen Bieler Schlachthofs eingeladen. Rund 400 Personen sind diesem Ruf gefolgt, sind über das Gelände geschlendert und haben ihre Ideen mitgebracht, wie das Areal neu belebt werden kann. In gut besuchten Führungen haben die Organisator*innen Einblick in die Vergangenheit gewährt und Anekdoten über die Geschichte des Areals erzählt. Heutige Mieter*innen öffneten Tür und Tor und ermöglichten den Besucher*innen Einblicke in die momentane Nutzung. Mit Interesse haben diese die teilweise museal anmutenden Innenräume bestaunt oder sich über lokale Kunst, die projizierten Fotos von Heini Stucki oder eine Weindegustation gefreut. Tatsächlich wurde der Schlachthof an diesem Nachmittag zum Leben erweckt, für ein paar Stunden ist er ein Ort der Begegnung unterschiedlichster Bieler*innen und Besucher*innen von nah und fern geworden. Viele haben die Chance gepackt und in einem Videostatement oder
Weiterlesen«Wir wollen voneinander lernen!»
Mit Respekt, Transparenz und kollektiver Intelligenz zu einem neuen Wir-Gefühl und lebendigen Freiräumen: Dafür steht das Kollektiv ensembleSTARK ein und bereitet einer zweijährigen Zwischennutzung des ehemaligen X-Projects an der Aarbergstrasse 72 den Boden. Wir Menschen brauchen Räume. Wir haben ein Bedürfnis nach Raum für spontane Begegnungen und Austausch. Raum ohne Konsumzwang oder Diskriminierung. Raum für Bewegung, Kreativität und Utopien. Raum zum Leben, diskutieren, streiten und spielen. Und Menschen brauchen Orte, die sie sich aneignen, mit welchen sie sich identifizieren und an denen sie ihre Spuren hinterlassen können. Wie in vielen anderen Städten sind solche Räume auch in Biel sehr gefragt und mitunter schwer zu finden. Nicht selten gibt es lange Wartelisten bei der Suche nach einem geeigneten Raum, sofern Mensch es sich überhaupt leisten kann. Mit dem Kollektiv ensembleSTARK ist eine basisdemokratische Bewegung entstanden, welche sich in der Stadt Biel für eine aktive Vernetzung und ebensolche Freiräume stark macht. Das
WeiterlesenNimm die Autos weg und es lebt wieder
Emmanuelle Houlmann und Roman Tschachtli haben zusammen mit ihren Töchtern Leola und Nena ein einzigartiges Kinder-Buch mit kraftvoller Message geschaffen. «blume de bitume» zeigt traumhafte grossformatige Bilder, auf denen die Bieler Kanalgasse zu neuem Leben erwacht. Denn die Autos sind auf einmal weg… Es war vor einem Jahr, im März 2020, als sich Emmanuelle Houlmann und Roman Tschachtli ins Atelier der Officina Helvetica begaben, um ihr Projekt endlich auf Papier zu bringen. Die Geschichte war geschrieben, der Druck der ersten beiden Bilder geplant, das Linoelum geschnitzt, da kam der Lockdown. Und die leergefegte Kanalgasse, wie sie auf Bild zwei von «blume de bitume» als kindlich imaginärer Zauber vorkommen sollte, war plötzlich ganz real. Verrückter Zufall oder Schicksal – auf jeden Fall eine Steilvorlage, Corona kurzerhand in die Geschichte einzuflechten. Das Virus als Gassenfeger, als wäre das von Anfang die Idee gewesen. Ein Pflänzchen bricht Festgefahrenes auf Der Unterschied von Realität
WeiterlesenBieler Familiencafé – ein neues Projekt keimt
«Graines de Vie», was so viel heisst wie «Samen des Lebens», ist der Traum einiger im Bereich der Elternschaft engagierter Frauen. Jetzt wollen sie ihre Idee eines Bieler Familiencafés konkretisieren und mit einem Fragebogen mehr über die Erwartungen und Bedürfnisse ihrer Zielgruppe erfahren. Das Bedürfnis nach regelmässigem Austausch und gegenseitiger Unterstützung verstärkt sich nicht nur in diesen aussergewöhnlichen Zeiten. Die Gründung einer Familie ist ganz generell ein herausforderndes Ereignis, welches viele neue Herausforderungen mit sich bringt: gegenseitiger Respekt, aktives Zuhören oder kollektive Intelligenz, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Daher sind wir überzeugt, dass die Zeit für ein solches Familiencafé im Sinne der Menschlichkeit und Nachhaltigkeit reif ist. Das Projekt entsteht in einer Übergangsphase und ist geprägt durch soziale Innovation, Nachhaltigkeit sowie Wirtschaftlichkeit. Wir möchten die Zusammenarbeit zwischen Kleinunternehmen und Selbständigen leben und fördern, sie dabei unterstützen, sich aus den Fesseln der Individualität/Unabhängigkeit zu befreien, welche sie oft auch
Weiterlesen„Das Untere Ried darf nicht dem Abbruchhammer zum Opfer fallen“
Der Juryentscheid für das Alterszentrum Unteres Ried hat im Falbringen-Quartier und darüber hinaus viel Wirbel ausgelöst und Entsetzen darüber, dass das Gebäude Robertweg 12 abgebrochen werden soll. Nun hat ein kleine Gruppe von Quartierbewohnerinnen Vizestadtschreiber Julien Steiner einen offenen Brief mit 2608 Unterschriften übergeben. Das Resultat zeigt klar: Bielerinnen und Bieler wollen das Ried erhalten und dulden keine Eingriffe in das historische und landschaftliche Ensemble. Hier die Auslegeordnung der Historikerin. Das altehrwürdige Untere Ried soll abgebrochen werden. Gewiss, es entspricht nicht mehr den heutigen Bedürfnissen eines Alterszentrums, und das Haus selber hat in seiner bald 300-jährigen Geschichte viele Veränderungen erlebt. Das ehemalige Bauernhaus wurde 1853 vom Maler Aurèle Robert erworben. 1874 wurde es um ein Stockwerk erhöht und dem jungen Paul ein Atelier eingerichtet, 1893 ein Wohnhaus angebaut (und wieder abgebrochen). Das Türmchen kam erst 1900 dazu. 1926 erwarb die Stadt die Liegenschaft und richtete dort das Altersheim ein. Seither gab es grosse
WeiterlesenWie kann Biel zur Velostadt werden?
Der 21-jährige Bieler Sofian Waeber hat eine Maturarbeit darüber geschrieben, wie Biel zu einer richtigen Velostadt werden kann. Wir dürfen hier seine praktische Arbeit publizieren, in der er detailreich eine Veloroute durch Biel herausarbeitet. Strasse für Strasse zeigt er zuerst die Schwierigkeiten für VelofahrerInnen in der bestehenden Form auf und entwirft dann ein Konzept für eine velofreundliche Verkehrsführung auf dem betreffenden Teilstück. Mit akkuraten Hand-Zeichnungen aufgrund eigener Messungen verdeutlicht der Autor seine Vorschläge, inspiriert von in Kopenhagen gesehenen Lösungen. Wahl der Route Die Wahl der Route fiel auf die Strecke zwischen der Gurzelen Post und dem Bahnhof Biel. Folgende Faktoren führten zu dieser Wahl: Die Strecke liegt geographisch zentral in der Stadt und verläuft parallel zur Jurakette. In Ost-West-Richtung verbindet sie das Stadtzentrum um den Bahnhof mit dem vielfältigen Quartier um das alte Gurzelenstadion. Mit der Omega als Industriestandort und dem BBZ Biel als Schule hat das Gurzelenquartier grosses Potenzial für
WeiterlesenAgglolac – Ist mehr denn wirklich mehr?
Eigentlich könnten wir heute am Seeufer durch einen öffentlichen Park schlendern und eine grosszügige Grünfläche geniessen. Eigentlich. Denn das Projekt „Expopark“ wurde 2009 kurz vor der Abstimmung sistiert, obwohl es den Rückhalt der Bevölkerung und aller Parteien genoss. Der Grund: «Agglolac». Man stelle sich einmal Folgendes vor: Im Gebiet um das Bieler Strandbad soll ein öffentlicher Park entstehen, eine 80 Meter breite Grünanlage soll eine Verbindung zwischen Bielersee und Nidauer Schloss schaffen und zwischen Lago Lodge und Strandbad könnten Räumlichkeiten für Vereine entstehen. Die übrigen Gebiete des Expo-Parks werden für Überbauungen genutzt, ein Parking für 240 Parkplätze soll beim Strandbad entstehen. Insgesamt ist eine Geschossfläche von 25‘000m² vorgesehen. Was sich wie ein Alternativvorschlag zu «Agglolac» liest, ist in Tat und Wahrheit das einst vorgesehene Projekt «Expopark» welches kurz vor der Abstimmung 2009 aufgrund der Vision «Agglolac» sistiert wurde. Schon kurz nachdem die «Expo.02» ihre Türen geschlossen hatte, begann die Diskussion
WeiterlesenDas Gebiet auf eigene Faust entwickeln
Die Überbauung des ehemaligen Expo Areals am Bielersee erscheint auf den ersten Blick sinnvoll. Bei genauerer Betrachtung wird klar, dass mit einer kreativ genutzten Freifläche ein weitaus grösserer Mehrwert erzielt würde als mit einem überdimensionierten Bauvorhaben. Der Verein Kulturschutzgebiet will ein solch ganzjährig funktionierendes, kreatives Entwicklungsgebiet wahr werden lassen. Wie erkläre ich einem Kind den Wert von Freiraum? Ich erzähle ihm ganz einfach, was alles Spannendes darauf entstehen könnte. Eine lange Rutschbahn zum Beispiel oder Hochbeete voller Blumen, ganz verschiedene, mit verschiedenen Farben, zwischen denen Bienen umherfliegen und summen und landen und Nahrung finden, um damit Honig zu produzieren, den wir beim Morgenessen auf unser Brot streichen können. Für Kinder sind derlei Gedanken naheliegend. Denn Kinder füllen freien Raum von sich aus mit ihren Lieblings-Phantasien. Für Kinder hat Freiraum einen hohen Stellenwert. Die Wirtschaft Und wie sieht es bei uns Erwachsenen aus? Der Begriff Freiraum ist für uns, die sich
WeiterlesenDas Quartier des Profits
Wohnen müssen wir alle. Das Recht auf Wohnraum gehört denn auch zu den Menschenrechten. Für einen Staat oder eine Gemeinde stellt sich die Frage, wie dieser Wohnraum bereitgestellt werden soll. Dafür gibt es verschiedenste Möglichkeiten, im Kern lassen sich jedoch zwei grundlegende Prinzipien der Wohnraumbereitstellung unterscheiden: Bedürfnisorientierter und profitorientierter Wohnungsbau. Eine Auslegeordnung mit Bezug zu Agglolac. Bedürfnisorientierter Wohnungsbau setzt direkt bei den Bedürfnissen der Menschen an. Ein Beispiel hierfür sind Wohnbaugenossenschaften: Die Menschen, welche in einer genossenschaftlichen Überbauung leben, treffen demokratisch alle wichtigen Entscheide, die ihre Wohnsituation betreffen, wie beispielsweise die Gestaltung gemeinsamer Räumlichkeiten, oder die Verwendung genossenschaftlicher Mittel. Ausserdem wird zur Kostenmiete vermietet, d.h. Bewohnende einer Genossenschaft bezahlen nur so viel Miete, wie die Instandhaltung und Verwaltung ihrer Wohnung auch tatsächlich kostet. Ebenfalls bedürfnisorientiert ist der öffentliche Wohnungsbau. Eine Gemeinde kann ihren BewohnerInnen selbst Wohnraum zur Verfügung stellen, welcher dann unter der demokratischen Kontrolle der Gemeindebevölkerung steht. Städte mit
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