Gesellschaft Kultur Urbanismus

Entdeckung der gegenwärtigen Vergangenheit

Tobias Kaestli hat mir und vielen andern eine Freude gemacht. Er hat die ‘Kleine Geschichte der Stadt Biel’ herausgebracht und damit mir als Neuzuzüger ein praktisches Werkzeug in die Hand gelegt, um die Stadt Biel immer wieder zu entdecken und besser zu verstehen.

Der Autor, der schon am zweibändigen Werk ‘Neue Bieler Geschichte’, einer umfangreichen wissenschaftlichen Aufarbeitung der Bieler Stadtgeschichte, mitgewirkt hat, macht es dem Normalbürger mit seiner neusten Herausgabe einfacher, seine Stadt zu verstehen. Kaestli schreibt sehr verständlich; chronologisch nimmt er uns von der Gründung der Stadt im 13. Jahrhundert bis in die jüngste Gegenwart mit und schöpft dabei gekonnt aus historischen Quellen und reichem Bildmaterial.

In kurzen, gut lesbaren Abschnitten erfahren wir viel über die wirtschaftliche, politische, soziale und auch kulturelle Entwicklung Biels als Zentrum zwischen Seeland und Jura. Die Stadt hat wirklich viel erlebt, Turbulenzen und Erfolge, man denke nur an den Stadtbrand von 1367, die Reformation im Spannungsfeld des Bistums Basel und der Stadt Bern, den Anschluss an den Kanton Bern, das ‘rote’ Biel und die Arbeiterbewegung, die Wohnbaugenossenschaften, die gescheiterte Gemeindefusion Biel-Nidau, die Bedeutung der Uhrenindustrie und ihre Krise in den 70er-Jahren, die Expo 02, das Wiedererstarken der Uhrenindustrie, die Tissot-Arena und die Zwischennutzung des Gurzelen-Terrains, das Ende der Westumfahrung… und noch vieles mehr!

Kaestli nennt seine Publikation im Untertitel auch ‘Ein historischer Stadtführer’. Deshalb sind im Anhang des Buches je eine Karte der Altstadt und der Neustadt mit Kennzeichnung der im Buch erwähnten Orte, so dass man genau in der heutigen Realität entdecken kann, was Kaestli beschreibt und was der Fotograf Hektor Leibundgut mit vielen aktuellen Aufnahmen illustriert. Denn der Einstieg in ein historisches Thema wird leichter, wenn man ein konkretes Objekt wie Strassen, Häuser oder Plätze vor sich hat. Auch eine Chronologie nach Jahren, die Literaturangaben und das Namen- und Sachregister im Anhang ermöglichen gute Übersicht. Und schliesslich ist zu erwähnen, wie schön das Bändchen insgesamt grafisch gestaltet ist, und besonders auch das handliche Format, das es erlaubt, den kleinen Stadtführer auf seiner eigenen Stadtwanderung mit dabei zu haben.

Text:
Göpf Berweger, erkundet Biel seit zwei Jahren als pensionierter Neuzuzüger und freut sich über neuere und ältere Publikationen zur Stadt Biel – Bienne.

 
Foto:
Hektor Leibundgut
Haus des Bieler
Steinmetz Onofrius
Nieschang (1578 – 1643)
an der Untergasse 64
 

Weitere interessante Zugänge zu Biel sind etwa die folgenden Publikationen:

Urs Karpf, „Alles hat seine Stunde“. Roman, Bern: Zytglogge Verlag 1995, 768 Seiten (Familienchroniken über sechs Generationen einer Patronfamilie und einer Uhrenarbeiterfamilie aus dem Jura)

Gerhard Pfister, „Bieler Miniaturen“, 2019 und „Balladen am Fluss“, 2021, beide im Kulturbuchverlag Herausgeber erschienen

„Wimmelbuch Biel/Bienne“, Bern: Verlag Vatter&Vatter 2022, 14 Seiten

Tobias Kaestli: Kleine Geschichte der Stadt Biel. Ein historischer Stadtführer, Bern: Sinwel Verlag 2022, 176 Seiten

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